Vor kurzem hat Österreich mit der Einführung der kostenlosen HPV-Impfung, der Pneumokokken- und der Meningokokken B-Immunisierungen in seinem Gratis-Kinderimpfprogramm deutliche Fortschritte gemacht. Nun zeichnen sich laut Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser (SPÖ) in manchen Bereich positive Tendenzen ab, dies gelte auch zum Teil für Erwachsene, sagte sie in einem Interview mit der APA.

Wie sehen Sie den Status bei den Impfungen bei den österreichischen Kindern, Jugendlichen bzw. Erwachsenen?

Oberhauser: "Die ersten Schätzungen der aktuellen Durchimpfungsraten der kostenlosen Kinderimpfungen für das Jahr 2014 zeigen erstmals seit fünf Jahren einen positiven Trend. So liegen wir zum Beispiel bei der 6-fach Impfung bei Säuglingen bei etwa 90 Prozent Abdeckung für drei Teilimpfungen. Auch bei den 4-fach Auffrischungsimpfungen im Schulalter konnten erstmals über 90 Prozent geimpft werden. Die Masern-Impfung ist die einzige Impfung, welche auch für Erwachsene kostenfrei angeboten wird. Die aktuellen Schätzungen zeigen, dass unser Angebot auch von den Erwachsenen sehr gut aufgenommen wurde. Etwa 15 Prozent aller kostenfreien Masern-Impfungen in Österreich waren Nachhol-Impfungen für Erwachsene. Dies ist eine sehr erfreuliche Entwicklung!"

Welche Fortschritte wurden bei den Impfungen in den vergangenen Jahren gemacht?

Oberhauser: "Seit 2009 waren die Durchimpfungsraten bei Kindern bis zum Vorjahr leider stetig fallend - die Ursachen dafür sind vielfältig. Das führte insbesondere bei Masern dazu, dass die von der WHO geforderten Durchimpfungsraten in Österreich nicht erreicht wurden und sich das Masernvirus weiterhin ungestört verbreiten konnte. Um die Impfsituation in Österreich zu optimieren, hat das Gesundheitsministerium 2013 einen Nationalen Aktionsplan zur Masern- und Rötelneradikation ins Leben gerufen und die erfolgreiche 'Kampagne Masern sind kein Kinderspiel!' bundesweit gestartet. Mittels dieser Initiative ist es uns gelungen, die Abrufrate von Masern Impfstoffen um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu erhöhen und somit dem WHO Ziel näher zu kommen - ebenso konnte die Impfbereitschaft zu allen anderen Kinder-Impfprogrammen 2014 deutlich erhöht werden."

Wie kommt die HPV-Impfung an, die ja in das Kinderimpfprogramm integriert worden ist?

Oberhauser: "Seit Februar 2014 bieten wir die HPV Impfung als 13. kostenlose Impfung für alle Mädchen und Buben im Rahmen des Nationalen Kinderimpfprogrammes an. Hier zeigen unsere ersten Schätzungen, dass bezogen auf die drei Jahrgänge (neun bis zwölf Jahre; Anm.) etwa zu 35 Prozent geimpft wurden. Das liegt weit über den Erfahrungen aus anderen Ländern."

Wo gibt es Mängel und Nachholbedarf bei den Impfungen?

Oberhauser: "Generell ist die Durchimpfungsrate im Rahmen der Schulimpfungen weiter zu optimieren. Dazu bedarf es einer gemeinsamen Anstrengung aller verantwortlichen Partner- sowohl aus dem Schul- als auch aus dem Gesundheitsbereich."

Immer wieder wird auf Risiken von Impfungen hingewiesen, laut Umfragen gibt es besonders unter besser Gebildeten eine erhebliche Impfskepsis in Österreich. Was sollte man diesen Menschen sagen?

Oberhauser: "Wesentliche Aspekte einer erfolgreichen Impfpolitik sind die optimierte und verständliche Information der Bevölkerung über die potenziellen Gefahren, die Erkrankungen mit sich bringen können sowie über den Nutzen und allfällige Risiken der Impfung. Deshalb haben wir auch eine HPV-Info Broschüre herausgegeben. Wir müssen aber auch klarmachen, dass Impfen nicht nur individuell nützt, sondern ein solidarischer Akt ist."