Ein verpflichtendes Screening im ersten Trimetser der Schwangerschaft: Das fordert der Salzburger Pränataldiagnostiker Dietmar Moosburger für schwangere Frauen in Österreich. In der 12. bis 13. Schwangerschaftswoche seien 90 Prozent aller Fehlbildungen zu erkennen, erklärte der Gynäkologe gegenüber der APA. "Entscheidend ist nicht, Fehlbildungen zu erkennen, sondern diese möglichst früh festzustellen."

Frühe Entscheidung

Das frühe Erkennen ermögliche es den Eltern zu entscheiden, was für ihre Lebenssituation richtig ist, meinte der Mediziner, der in der Stadt Salzburg ein privates Pränataldiagnostikzentrum leitet. Er verwies auf Schweden, das mit einem verpflichteten Ersttrimester-Screening "einen innovativen Weg geht".

"Entscheiden sich die Eltern, das Baby trotz einer diagnostizierten Fehlbildung zu bekommen, wird die Schwangerenbetreuung entsprechend der Fehlbildung angepasst und auch für die Zeit nach der Geburt die entsprechenden Schritte eingeleitet", erläuterte der Gynäkologe.

Psychologische Beratung

"Die Eltern werden psychologisch beraten oder auch an entsprechende Selbsthilfegruppen weitergeleitet. Entscheiden sich die Eltern für einen Schwangerschaftsabbruch, haben sie die nötige Zeit, diesen Schritt zu gehen und werden auch hier entsprechend begleitet." Der Salzburger Arzt betreut in dem Pränataldiagnostikzentrum jährlich rund 1.000 Frauen.

Moosburger wies darauf hin, dass ein frühzeitiges Erkennen von Fehlbildungen nur durch entsprechend ausgebildete Spezialisten möglich ist. "Deshalb ist es wichtig, dass jede schwangere Frau die Möglichkeit hat, frühzeitig abzuklären, ob ihr Baby gesund zur Welt kommen wird."

Viel Leid für Familie

Als Beispiel nannte er einen Fall, mit dem der OGH betraut wurde und bei dem der Herzfehler eines ungeborenen Kindes zu spät erkannt wurde. Das Kind verstarb wenige Wochen nach der Geburt. "Das bedeutet viel Leid für die Familie, das bei einer rechtzeitigen Diagnose zwar nicht gelindert, aber mit entsprechender Entscheidungsfreiheit und psychologischer Betreuung doch abgefedert werden hätte können."