So wie für einen Bienen-Allergiker schon ein Stich tödlich sein kann, kommt es bei echten Lebensmittelallergien auch nicht auf die Dosis an. Schon kleinste Mengen eines Lebensmittels können zu heftigen allergischen Reaktionen führen – dazu zählen schwere Hautausschläge oder akute Atemnot. „Daher kann die Kennzeichnung für Lebensmittel-Allergiker lebenswichtig sein“, sagt Gastroenterologe Heinz Hammer.

Nur ein bis zwei Prozent betroffen

Solche Allergien betreffen aber nur ein bis zwei Prozent der Bevölkerung und sind damit selten. Sie müssen klar unterschieden werden von Lebensmittel-Unverträglichkeiten, die gerade in den letzten Jahren zur Modediagnose aufgestiegen sind. Ein Zwicken im Bauch, eine Blähung, die drückt – und die naheliegendste Erklärung scheint die Unverträglichkeit zu sein.

Milch- und Fruchtzucker sowie Histamin sind zu natürlichen Feinden geworden, 17 Prozent der Österreicher sagen von sich, eine Lebensmittel-Intoleranz zu haben. Doch: Nur die Hälfte davon hat sich das auch medizinisch bestätigen lassen, der Rest vertraut auf die Selbstdiagnose.

"Keine Krankheit"

„Eine Unverträglichkeit ist keine Krankheit“, sagt Peter Fickert, Abteilungsvorstand der Gastroenterologie der MedUni Graz. Im Unterschied zur Allergie sei die Unverträglichkeit dosisabhängig. So müssen Menschen mit Lactose-Intoleranz 50 Gramm Milchzucker zu sich nehmen, um am typischen Durchfall zu leiden – das entspricht einem Liter Milch. Zwar seien die Folgen einer Fructose- oder Lactose-Unverträglichkeit unangenehm, da sie mit Blähungen und Krämpfen einhergehen – der Darm nimmt dadurch aber keinen Schaden.

Unmengen Zucker

„Es ist ein Zusammenspiel des Hypes, der um dieses Thema betrieben wird und den geänderten Ernährungsgewohnheiten“, erklärt Fickert, warum immer mehr Menschen Unverträglichkeiten an sich entdecken. Fruchtzucker, zum Beispiel, wird als Süßstoff in vielen Fertigprodukten eingesetzt – so kommen Mengen zusammen, die unser Körper einfach nicht verträgt.

SONJA SAURUGGER