Mythos 1: Diabetes bekommt man, wenn man zu viel Zucker isst.

"Diese Aussage stimmt nur bedingt", sagt Elisabeth Pail, Diätologin an der FH Joanneum und Diabetes-Expertin. Die Hauptursachen für einen Typ-2-Diabetes sind Übergewicht, mangelnde Bewegung und falsche Ernährung. "Zucker an sich führt nicht zu Diabetes", sagt Pail, "aber ein Zuviel davon macht dick." Vor allem die Kombination von Zucker und zu viel Fett führe zu Übergewicht und erhöhe dadurch das Diabetes-Risiko.

Mythos 2: Diabetes Typ 2 bekommen nur alte Menschen, daher wird es Altersdiabetes genannt.

Die Bezeichnung „Altersdiabetes“ ist mittlerweile nicht mehr gebräuchlich, da sich Diabetes zu einer Volkskrankheit entwickelt hat und immer mehr junge Menschen betroffen sind. "Der Ausdruck Altersdiabetes hat dazu geführt, dass viele glaubten, diese Form trete erst im höheren Alter auf und können keine Spätschäden mehr verursachen", sagt Pail. Die Zeiten haben sich jedoch geändert: "Heutzutage erkranken immer jüngere Menschen an Typ-2-Diabetes, was mit unserer Lebensweise zusammenhängt: falsche Ernährung und zu wenig Bewegung."

Mythos 3: Diabetiker sollten keinen Sport betreiben, da das den Blutzuckerspiegel durcheinander bringt.

"Sport ist eine wichtige Säule der Diabetestherapie", entgegnet Pail. Denn durch Bewegung kann der Zucker auch ohne Insulin in die Zellen aufgenommen werden, was wiederum die gefährliche Blutzuckerkonzentration senkt. Bewegung hat viele weitere positive Effekte: Sport fördert die Gewichtsabnahme, kann erhöhte Blutdruckwerte senken und führt zu einem Anstieg des guten HDL-Cholesterins. Günstige Sportarten für übergewichtige Diabetiker sind, laut Pail, Wandern, Walken, Schwimmen, Wassergymnastik oder Radfahren. "Wichtig ist aber, dass im Vorfeld eine Eignungsuntersuchung durch den Arzt gemacht wird", sagt Pail. Denn es gebe doch Einschränkungen: Bei Fußgeschwüren, die bei Diabetikern häufig sind, sollte kein Sport gemacht werden. Und: Diabetiker, die Insulin brauchen, sollten bei einem Blutzucker über 250 mg/dl keinen Sport betreiben - der Wert muss zuerst absinken.

Mythos 4: Diabetiker müssen eine bestimmte Diät einhalten

"Die moderne Diabetes-Ernährung unterscheidet sich kaum von der Ernährung des Gesunden", sagt Expertin Pail. Deshalb müsse für Diabetiker auch nicht extra gekocht werden. Wichtig ist, dass die Kost kaloriengerecht, abwechslungsreich und schmackhaft ist. Konkret heißt das: Die Empfehlungen der österreichischen Ernährungspyramide sollten eingehalten werden. Dazu zählen mindestens zwei Liter zuckerfreie Flüssigkeit pro Tag, viel Gemüse, aber maximal zwei Stück Obst pro Tag, da es viel Fruchtzucker enthält. Außerdem: Vollkornprodukte und fettarme Milchprodukte, mäßig Fleisch und Wurst und insgesamt wenig Fett, Zucker und Salz.

Mythos 5: Diabetiker sollten keine Kohlenhydrate essen

Strenge Diätpläne von früher sind überholt, heute gibt es keinen Grund, warum Diabetiker kohlenhydratarm essen sollten. "Sie sollten auch für Diabetiker den Haupanteil der täglichen Ernährung ausmachen", sagt Pail. Aber: Es müssen die richtigen Kohlenhydrate sein! Wichtig ist, dass ballaststoffreiche Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte konsumiert werden. Die Empfehlung liegt bei 30 g Ballaststoffen pro Tag. Das entspricht zum Beispiel: zwei Scheiben Vollkornbrot, einer Portion Erdbeeren, eine Portion Kartoffeln, einer Portion Linsen und einer Portion Broccoli. "Lebensmittel mit einem hohen Ballaststoffgehalt lassen den Blutzucker langsam und gleichmäßig ansteigen, während Weißmehlprodukte ihn schnell in die Höhe schießen lassen", erklärt Pail. Ganz meiden sollten Diabetiker gezuckerte Getränke.