Auf die eine oder andere Weise wird es früher oder später so gut wie jeden betreffen: Aktuell leben rund 7,3 Millionen Demenzkranke in der EU. Rechnet man das Umfeld dazu, geht es laut EU-Kommission um etwa 19 Millionen Europäer. Etwa 110.000 Österreicher leiden derzeit an Morbus Alzheimer. Über Ursache, Heilung und Prävention ist bis dato relativ wenig bekannt. Im Vorfeld der der 22. Europäischen Alzheimer-Konferenz und anlässlich des Welt-Alzheimertags am 21. September präsentierten Experten am Donnerstag in Wien aktuelle Erkenntnisse und Fragen.

Nicht heilbar

Die Volkskrankheit Alzheimer ist zwar behandel-, aber nicht heilbar. Bei der ausgesprochen individuell verlaufenden Erkrankung ist Früherkennung einer der Schlüssel für eine erfolgreiche Therapie - allerdings gibt es unzählige Symptome, die die Alarmglocken läuten lassen sollten. Der Jurist Felix Daun schilderte das Schicksal seiner Mutter, um die er sich gemeinsam mit seinen drei Geschwistern und einer 24-Stunden-Kraft kümmert. Zu den ersten Symptomen zählten in deren Fall Erschöpfungszustände - und die alte Dame aß plötzlich gern Süßes. Wesensänderungen im Alter können, müssen aber nicht in Zusammenhang mit Alzheimer stehen. Nur wenn das Bewusstsein in der Bevölkerung verankert ist, könne das Umfeld entsprechen reagieren, betonten die Spezialisten.

Allerdings ist schon die Diagnose schwierig, sagte der deutsche Forscher Achim Schneeberger. Bis zu ein Drittel aller angeblichen Alzheimer-Patienten könnte fehldiagnostiziert sein, so der Mediziner. Nicht selten dauert es darüber hinaus Jahre bis zur richtigen Behandlung. In der Zwischenzeit schreitet der Verlauf rapid voran: Im Gehirn bilden sich senile Plaques und fibrilläre Ablagerungen; die Hirnmasse nimmt durch das Absterben von Neuronen zunehmend ab. Genetische Disposition und Lebensstil spielen bei Demenz und deren Hauptform Alzheimer eine Rolle, Präventionsmaßnahmen sind durchaus zu empfehlen, viele Zusammenhänge bleiben aber weiterhin ungeklärt.

Der wissenschaftliche Ansatz spielt bei der Konferenz von 4. bis 6. Oktober, die unter dem Motto "Wahrnehmung, Praxis und Strategie" stattfindet, durchaus eine Rolle; die Veranstalter wollen sich der Thematik allerdings von möglichst vielen Seiten nähern. Um die 600 Teilnehmer aus ganz Europa werden erwartet.

Neuer Dememzplan

Zu den Hauptforderungen zählen die Schaffung und Implementierung eines nationalen Demenzplanes mit bundesweit einheitlichen Rahmenbedingungen. Gerade in Fragen der Früherkennung könnten die Betroffenen selbst einen wichtigen Betrag leisten, erklärte Antonia Croy, Präsidentin der Selbsthilfeorganisation Alzheimer Austria. "Demenz ist nicht gleich Demenz" betonte sie angesichts der vielen Gesichter der Krankheit. Das Bild in der Öffentlichkeit sei vor allem vom Endstadium geprägt, was nicht der Realität entspreche. Es fehle - im Vergleich zu anderen Ländern - in Österreich von allem an Struktur, Vernetzung und Verknüpfung.