Für den Kärntner Anästhesisten und Intensivmediziner Rudolf Likar ist klar, warum sich die Menschen vor Narkosen fürchten: "Weil man die Kontrolle über den Körper aus der Hand gibt." Sein Grazer Kollege Wolfgang Toller versucht das statistische Risiko (Grafik rechts) zu relativieren: "Die Gefahr, auf dem Weg ins Spital zu verunglücken, ist höher, als unter Narkose zu sterben." Das allgemeine Operationsrisiko werde laut Experten viel zu oft mit dem Narkoserisiko verwechselt. Zu den Risikogruppen gehören Erwachsene mit Herz- oder Lungenproblemen. Bei den Kindern wiederum hängen mögliche Komplikationen mit der Anatomie zusammen. Deren Luftröhre ist sehr klein. Wenn die dortige Schleimhaut gereizt oder verletzt wird - etwa durch einen Narkoseschlauch - und anschwillt, kann ein Problem bei der Beatmung entstehen. "Aber das Risiko bleibt extrem gering", so Toller.

Angst vor Propofol?

Viele Menschen haben nach den negativen Schlagzeilen Angst vor dem Narkosemedikament Propofol. Likar: "Zu Unrecht. Es ist das am weitesten verbreitete und sicherste Narkosemittel." Auch Toller schlägt in diese Kerbe. Beide setzen aber Grenzen: Bei Kindern kann Propofol bei einfachen Operationsnarkosen eingesetzt werden - aber nicht für lang dauernde "Ruhigstellungen". "Das wäre Missbrauch", so Toller. Bei Kindern und Erwachsenen kann bei längerer Anwendung das Propofol-Infusionssyndrom auftreten. Dabei kommt es vereinfacht erklärt zum Muskelabbau. "Aber mit genauen Kontrollen erkennen wir das und können rechtzeitig handeln", versichert Likar.