Sie surfen zu Dr. Google, um sich über Ihre Krankheiten zu informieren? Jetzt könnten Sie noch einen Klick weitergehen: Das neue Online-Portal DrEd. behandelt online und stellt auch Rezepte aus. Seit zwei Wochen ordiniert der Online-Dienst unter dem deutschen Chefarzt Jasper Mordhorst auch in Österreich, in den ersten Tagen soll es laut Eigenangaben bereits 1000 Konsultationen gegeben haben. Über den zahlungspflichtigen Online-Dienst ist aber ein riesiger Streit entstanden: Wie sicher sind diese Online-Untersuchungen?

Mit Lügen zu Potenzpillen?

DrEd. funktioniert so: Drei deutsche Ärzte sitzen in der DrEd.-Zentrale in London. Als Patient meldet man sich auf der Homepage an und erstellt eine Patientenakte. Der Erstbesuch ist kostenlos, bezahlt wird - mit Kreditkarte - wenn ein Rezept gewünscht wird. Die Beratung durch den Arzt läuft über private Nachrichten, wie in einem Chat.

Die Behandlungsmöglichkeiten sind auf gut ein Dutzend Themen wie Sexualkrankheiten, Erektionsstörungen, hoher Blutdruck oder Reisemedizin beschränkt. "Nur wenige Behandlungen eignen sich für die Telemedizin", erklärt der Sprecher von DrEd. Österreichs Ärzte glauben nicht einmal das: Die Gefahr sei groß, dass sich Patienten mit falschen Angaben Lifestyle-Medikamente wie Potenzmittel erschummeln (siehe auch unseren Testkauf rechts). Bei Vorerkrankungen wie Herzproblemen entstehe so ein unkalkulierbares Risiko.

Natürlich könne es auch sein, dass der Patient bei einer persönlichen Arztkontrolle Potenzprobleme erfinde. Aber die Hemmschwelle sei im persönlichen Gespräch größer.

Das ist auch einer der größten Kritikpunkte: Der Patient wird nie persönlich untersucht. Die Ärzte verlassen sich auf die Angaben der Patienten. Solange es eine gültige Kreditkarte gibt, läuft das Geschäft. Je nach Beratung sind für die Pille neun Euro und für ein Potenzmittel - einer der Bestseller - 29 Euro Gebühr fällig. Die Rezepte werden unterschrieben und gelangen via Post innerhalb von zwei Tagen nach Österreich. DrEd. untersucht auch Hautveränderungen im Genitalbereich über Fotosprechstunden. Der Patient fotografiert sich, DrEd. studiert die Fotos - und verschreibt dann.

Klagsdrohung

Die Ärztekammer erklärte, dass Fernbehandlungen laut österreichischem Ärztegesetz unzulässig und Haftungsfragen ungeklärt seien. Man prüfe eine Klage. "Für die Telemedizin gilt die Berufsordnung des Landes, in dem der Firmensitz liegt", erwidert DrEd. Aber auch die Apotheker sind skeptisch. "Wenn die Rezepte handschriftlich unterschrieben sind, müssen wir die Medikamente hergeben. Wir Apotheker müssen besonders aufpassen und beraten", ist Apotheker Gerhard Kobinger sehr skeptisch.