Jede der Billionen Zellen, aus denen ein Mensch besteht, wird von einer Membran begrenzt, die überwiegend aus Fettmolekülen besteht und den Austausch zwischen der Innen- und Außenwelt der Zellen steuert. Forscher an der Uni Graz haben entdeckt, wie Zellmembranen zu einem gewissen Grad vor zu viel Fettsäure geschützt werden.

Wichtige Rolle

Lipide (von griechisch "lipos" für Fett, Anm. ) erfüllen im menschlichen Körper eine Vielzahl von Funktionen und kommen im Organismus in verschiedenen Zusammensetzungen vor. Sie sind neben den Kohlenhydraten die wichtigsten Energielieferanten des Organismus, sie spielen eine wichtige Rolle in vielen Stoffwechselprozessen und sind zentrale Strukturkomponenten in Zellmembranen. Aus dem Energieüberschuss in der Nahrung werden die Lipide, die zum überwiegenden Teil aus Triglyceriden und langkettigen Fettsäuren bestehen, in Depots - die sich bisweilen unangenehm an Bauch und Hüften bemerkbar machen - angelegt. Die Membranfette verändern sich im Regelfall jedoch nicht in ihrer Menge und halten ihre Funktion aufrecht.

Im Modellsystem Hefe hat die Grazer Forschergruppe um Sepp-Dieter Kohlwein vom Institut für Molekulare Biowissenschaften der Universität Graz erkannt, dass zum Schutz der Zellmembran und der Zelle ein Mechanismus in Gang gesetzt wird, der dafür sorgt, dass diese vor der übermäßigen Aufnahme von Fettsäure geschützt wird. Laut ihrer jüngsten Veröffentlichung im Fachmagazin "Developmental Cell" verändern sich die Membranfette jedoch in ihrer Zusammensetzung. Es werde ein Mechanismus in Gang gesetzt, der dafür sorgt, dass die Membranfett-Synthese trotz des Überangebots an Fettsäuren so adaptiert wird, dass die Funktion der Membran und somit das Überleben der Zellen gesichert ist.

Überfluss "abpuffern"

Sepp-Dieter Kohlwein schließt daraus, dass die ungeliebten Fettpolster nicht nur eine optisch unangenehme Nebenerscheinung von übermäßiger Ernährung sind, sondern vielmehr eine lebenswichtige Funktion übernehmen, indem sie den Überfluss an Fettsäuren quasi "abpuffern". Das Ganze funktioniere jedoch nur bis zu einem gewissen Grad, ergänzt Harald Hofbauer aus dem Grazer Forscherteam: "Die Zelle ist in der Lage, mithilfe des Schutzmechanismus ein gewisses Ungleichgewicht auszugleichen, ab einem gewissen Punkt ist die Balance im Fettsäureprofil so gestört, dass es nicht mehr geht". Atherosklerose und Herzkreislauferkrankungen seien u.a. die Folgen.