Wenn Gunter Almer und Rene Rehorska über Bier sprechen, dann fallen Worte wie Aromamolekül, retro-nasale Geschmacksknospe oder Gärführung. Die beiden sind aber nicht "nur" Jünger der immer größer werdenden Craft-Beer-Gemeinde: Die beiden haben das Bierbrauen auf universitäre Ebene erhoben. Am Brau Campus,ein Projekt des Geschmacklabors der Uni Graz in Kooperation mit der ÖH Graz, vermitteln sie, wie Bierbrauen geht. Und veranstalten am Wochenende sogar eine Tagung rund um das Craft Beer.

Verbunden hat beide schon lange das Interesse an Bierstilen, Bierfamilien - und dem Biertrinken. "Dann wollten wir an der Uni etwas probieren, wo es genau darum geht", sagt Rehorska. Und es hat funktioniert: Ihre ersten Kurse in den Mitmachlaboren der Uni Graz waren bereits ausgebucht - nicht nur von Männern, wie man meinen möchte. "Im zweiten Kurs waren die Frauen sogar in der Überzahl", sagt Almer.

Almer und Rehorska beim Brauen
Almer und Rehorska beim Brauen © (c) KANIZAJ MARIJA-M.

Im Brotberuf ist Almer Molekularbiologe und Rehorska Pflanzenwissenschaftler - zum Bierbrauen braucht es aber kein Studium, wie die beiden betonen. Sondern: "Vor allem Leidenschaft. Und einen großen Topf." Auf die Inventarliste für die Heimbrauerei gesellt sich dann aber auch noch ein überdimensionaler Schneebesen, ein Thermometer, ein Gäreimer und Wodka. Wodka? "Als Luftsiegel beim Gärgefäß", erklären die beiden - dort enden alle neugierigen Fruchtfliegen als Alkoholleichen.

Im Trend

Dass Craft Beer, also handwerklich gebrauchtes Bier, im Trend liegt, zeigt die Vielzahl an Heimbrauern, die sich selbst an die Kunst der Bierherstellung wagen. Aber: Was steckt wissenschaftlich hinter dem neuen Kultgetränk? Worin liegt die Braukunst? Und: Was macht das Aroma aus? Antworten auf diese Fragen gibt es am Samstag, 28. November – bei der Tagung „Craft Beer trifft Wissenschaft“ an der Uni Graz.

Der Bogen der Vortragenden ist weit gespannt: von der Germanistin Karin Kranich, die die Geschichte des Biers aufrollt, über den Physiker und Kochbuchautor Thomas Vilgis, der über die Aromabildung spricht, bis hin zu Beer-Keeper und Autor Sepp Wejwar.

Bogen schlagen

„Wir wollen eine Brücke zwischen Forschung, Brautechnik, Bierkultur und der Gesellschaft schlagen“, erklärt Fritz Treiber vom Geschmackslabor. Dementsprechend ist auch das Zielpublikum sehr breit gefasst: Willkommen sind Wissenschaftler, Studierende, Bierliebhaber sowie die interessierte Öffentlichkeit. "Wir wollen Bier als Genussmittel propagieren", unterstreicht Almer. "Bier nicht nur zum Reinschütten, sondern zum Genießen."