Es ist ein Würgen, Glucksen, Lachen, Kichern. Eigentlich beginnt die Gaudi, lange bevor die Pointe überhaupt in Sichtweite ist. "Treffen sich ein Steirer und ein Kärntner und gehen, ahh, nein, da war doch noch ein Wiener dabei. Oder war’s doch ein Burgenländer? Wurscht. Ich fang noch einmal an ... Ahhhh, und jetzt habe ich die Pointe vergessen."

Witze erzählen ist eine Kunst für sich. Wobei sich jene glücklich schätzen dürfen, denen überhaupt ein Witz spontan über die Lippen kommt. Aber warum kann man sich die besten Witze nicht und nicht merken? Alfred Kirchmayr, Humorforscher und nebenberuflicher Witzlandschaftspfleger, ortet das Problem in der mangelnden Kultur des Witze-Erzählens. "Es fehlt der Ansporn, denn es gibt wirklich so viel guten Witz, der nicht erzählt wird." Grund genug, die Kunst des Scherzens im Alltag wiederzubeleben.

Der beste Witz der Welt

Wer auf Nummer sicher gehen und sich gleich auf den besten Witz der Welt verlassen will, ist ein Scherzkeks, denn mit dem besten Witz der Welt ist es wie mit dem Yeti. Viele behaupten, ihn zu kennen, aber die Wissenschaft sagt ganz klar: Es gibt ihn nicht. Willibald Ruch vom Institut für Persönlichkeitspsychologie in Zürich: "Aufgrund der starken individuellen Unterschiede im Humor kann es keinen objektiv und absolut besten Witz der Welt geben.“ Zwar gibt es nicht das ultimative Rezept, aber zumindest die besten Zutaten. Wie zum Beispiel die Inkongruenz – das Widersprüchliche bis hin zum Absurden. Es folgt der typisch erlösende Aha-Effekt: Herr Doktor, keiner nimmt mich ernst! "Sie scherzen."

Die Physik der Unterhaltung

Auch Peter Klien, Kabarettist und Gagschreiber, unter anderem für Stermann & Grissemann, plaudert aus dem Setzkasten des Humors. "Man braucht zwei gute Gedanken und dazwischen eine Kluft. Über diese Kluft muss der Geist des Zuschauers springen. Indem er die Lücke schließt, empfindet er Vergnügen – vorausgesetzt, die Verbindung der beiden Gedanken ist reizvoll." Kliens Beispiel:
George Clooney hat in Venedig geheiratet. Auf allen Kanälen wurde darüber berichtet.
"Zwischen den beiden Gedanken springt ein Funke. Und mittels dieser kleinen Explosion wird die Brücke geschlagen", skizziert Klien seine Physik der Unterhaltung.

Bei Weitem nicht so charmant, aber zumindest genau so treffsicher: das Herumreiten auf gängigen Klischees. Beliebte Opfer: Blondinen, Jäger, Dialekte und regionale Eigenheiten (Steirer, Kärntner, Burgenländer). Nicht zu vergessen: ausgewählte Vertreter des Tierreichs. Willibald Ruch: "Bei Tieren ist die Besonderheit, dass wir bei ihnen zugeschriebene menschliche Eigenschaften als besonders komisch empfinden. Zum Beispiel, wenn ein Hund mit Brille die Zeitung liest." Richard Wiseman von der University of Hertfordshire hat mittels Befragungen und Computeranalyse die beliebteste tierische Witzfigur ermittelt. Das Ergebnis erklärt auch den ungebrochenen Erfolg der Bewohner von Entenhausen. Und jetzt ein kleiner Test:

Kommt ein Mann mit einer Ente auf dem Kopf zum Arzt. Sagt der Arzt: "Um Gottes willen, wie ist denn das passiert?" Sagt die Ente: "Keine Ahnung, wo ich mir den eingetreten habe."

Wir haben also das unerwartet Absurde, die Ente, nun fehlt nur noch der perfekte Zeitpunkt. Und selbst der wurde schon ermittelt – und das ist kein Witz. Wer seinen Witz pünktlichst um 18.03 Uhr vom Stapel lässt, erntet angeblich die meisten Lacher. Wer mit seinen Witzen besonders sparsam sein will, streicht sich den 15. jedes Monats rot im Kalender an. Denn hier liegt die Lachrate – streng wissenschaftlich, selbstverständlich – so hoch wie sonst nie im Monat.

Gehen zwei Jäger in den Wald ...

Wiseman hat auch versucht, den weltbesten Witz zu finden. Zumindest gibt es nun einen Favoriten auf den obersten Stockerlplatz. In Wisemans „LaughLab Project“ wurden 40.000 Witze gesammelt, die von über 350.000 Menschen aus über 70 Ländern bewertet wurden. 55 Prozent der Teilnehmer haben den Witz, der vom irischen Komiker Spike Milligan stammen soll, als überaus lustig eingestuft. Und den haben Sie sich jetzt aber auch hart verdient:


Zwei Jäger sind im Wald unterwegs, als einer von beiden zusammenbricht. Der Atem geht nicht mehr, die Augen sind glasig. Der andere ruft mit dem Handy den Notarzt an und schreit: „Mein Freund ist tot. Was kann ich tun?“ Antwort: „Beruhigen Sie sich. Zunächst müssen wir sicher sein, dass er wirklich tot ist.“ Stille. Dann ein Schuss. Dann die Frage: „Okay. Und nun?“