Ruth Beckermann hat beim Filmfestival Diagonale 2016 mit "Die Geträumten" über den Briefwechsel von Ingeborg Bachmann und Paul Celan den Großen Spielfilm-Preis gewonnen. Der ebenfalls mit 21.000 Euro dotierte Große Diagonale-Preis in der Dokumentarfilmsparte ging bei der Verleihung am Samstagabend im Grazer Orpheum an den gebürtigen Steirer Sigmund Steiner für "Holz Erde Fleisch".

Steiner (Jahrgang 1978) begleitet in seiner in Graz uraufgeführten Landwirtschaftsdoku einen Forstwirten, einen Gemüsebauern und einen Schafzüchter bei ihrer Arbeit. Dabei nähert sich der Regisseur, der selbst auf einem Bauernhof in Judenburg aufgewachsen ist und den Betrieb seines Vaters nicht übernehmen wollte, dem Verhältnis zwischen Alt- und Jungbauern an.

Zweiter Preis in drei Jahren

Für Beckermann (Jahrgang 1952), die 2014 für ihre Doku "Those Who Go Those Who Stay" in Graz ausgezeichnet wurde, ist es der zweite Große Diagonale-Preis innerhalb von drei Jahren. Im bei der Berlinale uraufgeführten "Die Geträumten" lässt sie Musikerin Anja Plaschg (Soap&Skin) und Jungschauspieler Laurence Rupp den Briefwechsel der Schriftsteller und einstigen Geliebten Ingeborg Bachmann und Paul Celan zwischen 1948 und 1967 rezitieren. Der Film wurde auch für den Schnitt von Dieter Pichler ausgezeichnet, während beim Doku-Pendant Andreas Horvath mit seiner umstrittenen Doku "Helmut Berger, Actor" reüssierte (je 3.000 Euro).

Ursula Strauss wurde für ihre Rolle als Mutter in
Ursula Strauss wurde für ihre Rolle als Mutter in "Maikäfer flieg" ausgezeichnet © Nicholas Martin/Ball Guide

Die mit jeweils 3.000 Euro dotierten Schauspielerpreise gingen an zwei Fixgrößen der heimischen Film- und Fernsehlandschaft: Ursula Strauss wurde für ihre Darstellung von Christine Nöstlingers Mutter im Diagonale-Eröffnungsfilm "Maikäfer flieg" ausgezeichnet, Erwin Steinhauer für die Rolle eines traumatisierten Kriegsreporters in Barbara Eders Thriller "Thank you for bombing". Letztere, in Wien und Afghanistan angesiedelte Produktion der Lotus-Film teilt sich auch den Preis für die beste innovative Produktionsleistung (12.000 Euro) mit Stephan Richters "Einer von uns" (Golden Girls Filmproduktion).

In der Sparte "Innovatives Kino" (9.500 Euro) reüssierte Antoinette Zwirchmayr mit ihrem experimentellen Biopic "Josef - Täterprofil meines Vaters". Je 4.000 Euro sowie die neuen, von Künstlerin Anna Paul kreierten Preistrophäen erhielten die Kurzfilmpreisträgerinnen Maria Luz Olivares Capelle ("Wald der Echos") und Clara Trischler (Kurzdoku "Zuhause ist kein Ort"). Über den Preis der Jugendjury (6.500 Euro) konnte sich Filmakademie-Wien-Studentin Jasmin Baumgartner mit "Unmensch" freuen. Zwei Preise im Wert von je 3.000 Euro gab es für Daniel Hoesls eigenwillige Kapitalismus-Satire "WINWIN", jenen für die beste Bildgestaltung (Gerald Kerkletz) und das Szenenbild (Laura Weiss).