Milch, Brot, Obst auf dem Förderband, monotones Piepsen beim Einlesen der Waren: Das ist das erste Bild. "Kassazettel? Schönen Tag noch." Viel mehr sagt Supermarktkassierin Gabi Kovanda bis Dienstschluss nicht. Dann: rein in den Kleinwagen und ab nach Hause, Wäsche waschen, Vorkochen für den nächsten Tag, zwischendurch Teepause auf der Küchenbank.

Regisseur Karl Markovics lässt sich reichlich Zeit, um in "Superwelt", seinem zweiten Spielfilm, den charmefreien Alltag seiner unwahrscheinlichen Heldin detailreich auszumalen. Kleinstadt, Kleinfamilie, kleines Glück: Man schreckt sich angesichts all der - teils nur zu vertrauten - Routinen, die diese Frau mit ihrer Familie lebt. Bis sich in ihre Erstarrung etwas einschleicht: Gabi wirkt erst zerstreut, dann immer öfter abwesend, offenbar führt sie neuerdings Selbstgespräche. Sie habe jetzt wieder Kontakt zu jemandem, den sie "von früher" kennt, erzählt sie einer Bekannten, erst nach und nach stellt sich heraus, dass Gott zu ihr spricht.

Ziellose Wanderung

Mann (Rainer Wöss), Sohn (Nikolai Gemel), Tochter (Angelika Strahser) wollen erst einmal nicht wahrhaben, dass die Ehefrau und Mutter möglicherweise spinnt. Und auch sie selbst findet sich mit der plötzlichen Präsenz des Göttlichen in ihrem Leben nur schwer ab. Entziehen kann sie sich ihm jedoch nicht. Langsam entgleitet sie ihrer Familie, ihrem Alltag, geht nicht mehr zur Arbeit, bricht in Sommerkleid und Schlapfen zu einer tagelangen, ziellosen Wanderung durch die Felder der Umgebung auf.

Ob Gabi Opfer einer Psychose ist oder nicht, lässt Markovics offen. Behutsam, in langen, langsamen Einstellungen nähert er sich dieser Frau in ihrer tiefen Krise, beschreibt aus respektvoller Distanz die Hilflosigkeit, die sie und die Ihren umgibt. Und kann sich dabei auf ein wunderbares Ensemble, speziell auf eine fantastische Hauptdarstellerin stützen. Mit enormer Hingabe zeichnet Ulrike Beimpold die Kleinbürgerin, für die sich (sie selbst miteingeschlossen) keiner mehr zu interessieren scheint. Die Schauspielerin, als brave Ulknudel vom Dienst künstlerisch viel zu lange ins Eck gestellt, schildert in einer atemberaubend ausdifferenzierten Performance die Überforderung und Verwirrung dieser bodenständigen Frau angesichts der plötzlichen Konfrontation mit dem Übernatürlichen, lässt aber auch eine Lebenslust aufblitzen, die Gabi Kovanda augenscheinlich tief in sich vergraben hat. Ein langsamer, lange nachhallender Film über Gott und die Welt und die Frage: Wann haben wir eigentlich beschlossen, dass uns so wenig genügt?

UTE BAUMHACKL