Tina Fey bekommt noch immer gesagt, dass Frauen nicht lustig sind. "Aber es ist heute leichter zu ignorieren", sagt die Schöpferin von "30 Rock" und "Unbreakable Kimmy Schmidt". In einer Zeit, in der Sexismusvorwürfe im männerdominierten Hollywood wieder verstärkt auftreten, mischt eine neue Generation lustiger Frauen vor und hinter den Kulissen die TV-Landschaft in den USA gehörig auf.

Gemein haben Comedians wie Tina Fey, Amy Poehler und Amy Schumer, dass sie ihr eigenes Material schreiben, sich dabei kein Blatt vor den Mund nehmen, kompromisslos und feministisch sind, mit angeblichen Schönheitsidealen kokettieren, Sexismus klar offenlegen und verurteilen und vor allem Frauen vermitteln, "dass wir alle im selben Boot sitzen" (O-Ton Lena Dunham).

Wer die Frauen sind

Unvergessen ist ihre Parodie auf Sarah Palin
Unvergessen ist ihre Parodie auf Sarah Palin © Jordan Strauss/Invision/AP

Tina Fey (45): Ein Vierteljahrhundert war der Autorenraum von "Saturday Night Live" (SNL) männlich und weiß - bis Produzent Lorne Michaels 1999 Tina Fey an die Spitze stellte. Neun Staffeln lang prägte sie die legendäre Sketch-Comedyshow als federführende Autorin, Darstellerin und Nachrichtensprecherin des zentralen Segments "Weekend Update". Unvergessen ist ihre Parodie auf Sarah Palin, für die sie einen von mehreren Emmy Awards erhielt. Als Drehbuchautorin debütierte Fey 2004 mit dem Boshaftigkeiten unter Mädchen behandelnden Komödien-Hit "Girls Club - Vorsicht bissig", ehe sie als ausführende Produzentin, Autorin und Hauptdarstellerin der NBC-Comedy-Serie "30 Rock" (2006 bis 2013) durchstartete.

Ihre Erfahrungen mit sexistischen Autoren, geldgierigen Chefs und dümmlichen Stars verarbeitete sie mit Gespür für Pointen und Timing als sich ins Zeug legende Serienproduzentin Liz Lemon in "30 Rock" ebenso wie in ihrem 2011 veröffentlichten Buch "Bossypants", das sich 39 Wochen auf der "New York Times"-Bestsellerliste hielt. Auf Netflix startete kürzlich ihre mit Robert Carlock kreierte Comedy-Serie "Unbreakable Kimmy Schmidt", in der eine junge Frau auf eigene Faust ihr Leben umkrempelt.

Amy Poeler wurde mit Parodien auf Britney Spears oder Hillary Clinton bekannt
Amy Poeler wurde mit Parodien auf Britney Spears oder Hillary Clinton bekannt © Dan Steinberg/Invision/AP

Amy Poehler (43): Ihr Name ist untrennbar mit Tina Fey verbunden, nennt die sie doch nicht umsonst ihre "Comedy-Ehefrau". Nach gemeinsamen Anfängen bei der Improvisations-Comedy-Truppe The Second City in Chicago fanden sie sich regelmäßig vor und hinter der Kamera wieder, etwa als "SNL"-Darstellerinnen, als Moderatorinnen der Golden-Globes-Verleihung sowie als Stars der Kinokomödie "Baby Mama" und dem soeben abgedrehten Film "Sisters".

Ihren Durchbruch feierte Poehler 2001 als Ensemblemitglied von "SNL", wo sie von Britney Spears über Kim Jong-un bis Hillary Clinton unterschiedlichste Persönlichkeiten parodierte. Mit der ihr typischen Durchsetzungskraft und dem ansteckenden Lachen ist auch die zutiefst optimistische Beamtin Leslie Knope ausgestattet, Titelfigur der von Poehler mitkreierten Mockumentary-Serie "Parks and Recreation", die sich von 2009 bis 2015 höchsterfolgreich im US-Fernsehen hielt. Selbstverwirklichung von Frauen und Notwendigkeit weiblicher Kameradschaft thematisiert sie in ihrer Autobiografie "Yes Please" und fördert sie in ihrer eigenen Online-Community "Smart Girls".

Amy Schumer ist in Europa noch unbekannter:Das dürfte sich mit der Komödie
Amy Schumer ist in Europa noch unbekannter:Das dürfte sich mit der Komödie "Trainwreck" aber bald ändern © Charles Sykes/Invision/AP

Amy Schumer (34): In der US-Comedy-Szene gilt sie längst als Shootingstar, hierzulande dürfte Amy Schumer spätestens dann auffallen, wenn ihre von Judd Apatow inszenierte Antithese zur romantischen Komödie, "Trainwreck", in den Kinos anläuft. Auf New Yorker Stand-Up-Comedy-Bühnen schon so etwas wie eine Institution, wurde Schumer 2013 einer breiteren Öffentlichkeit mit ihrer Sketch-Serie "Inside Amy Schumer" auf Comedy Central bekannt.

Ihr Stil zeichnet sich durch derben, teils vulgären Humor aus, mit dem sie brutal ehrlich Themen wie Schönheitsideale, Sexualität oder Pornografie angeht und das Gegenteil jenes Frauenbilds verkörpert, das sich die Gesellschaft zu wünschen scheint. Sexismus zerpflückte sie erst kürzlich in einer schon jetzt kultigen Parodie des Films "Die zwölf Geschworenen", in der eine Gruppe Männer debattiert, ob Schumer hübsch genug ist, um im Fernsehen auftreten zu können. "Body shamers" fertigte sie erst kürzlich mit dem Satz ab: "Ich wiege 80 Kilo und komme an einen Penis, wann immer ich will."

Lena Dunham: Schöpferin der Kultserie
Lena Dunham: Schöpferin der Kultserie "Girls" © Victoria Will/Invision/AP

Lena Dunham (29): Kaum eine TV-Persönlichkeit war in den vergangenen Jahren mit so viel Häme und zugleich Respekt konfrontiert wie Lena Dunham. Als Schöpferin, Produzentin, Regisseurin und Hauptdarstellerin der kompromisslosen HBO-Serie "Girls" über vier Freundinnen mit endenwollenden Perspektiven in New York gilt sie als feministische Stimme einer Generation, wird für ihren schonungslosen Realismus gefeiert und für ihre exzessive Nacktheit trotz Nichterfüllung gängiger Schönheitsideale geächtet.

Ihre Karriere in Gang gebracht hat Dunhams Low-Budget-Film "Tiny Furniture" (2010), der viele ihrer späteren Themen - demütigende Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht, körperliche Makel und lebenserschütternde Zwangsstörungen - vorwegnahm. "Ich bin eine junge Frau mit dem ausgeprägten Interesse zu bekommen, was mir zusteht", schrieb sie in ihrer kürzlich erschienenen Autobiografie "Not That Kind Of Girl", in der sie die Galionsfigur feministisch geprägter Comedy, Nora Ephron ("Harry und Sally"), als ihre Mentorin bezeichnete.

Die Liste könnte durch Namen wie Kristen Wiig, Maya Rudolph, Ellie Kemper, Mindy Kaling oder Sarah Silverman noch ewig weitergeführt werden könnte.