Ihre Darstellung von Suzanne hat einen ziemlichen Hype unter den Fans entfacht. Wieso reagieren die Menschen so auf diesen Charakter?

UZO ADUBA: Ich weiß es nicht. Ich kann ja nicht für andere Menschen sprechen, aber ich liebe ihre Verletzlichkeit und wie ehrlich sie ihr Leben lebt. Angefangen von ihren Haaren über die Shakespeare-Zitate, die sie immer wieder loslässt, bis zu ihrer Leidenschaft. Sie lebt das alles sehr authentisch und unverfälscht. Das zieht mich wirklich an. Sie hat keine Angst davor, ihre guten und schlechten Momente auszuleben. Außerdem ist Suzanne unglaublich loyal: Sie verteidigt das, was sie liebt, und zwar bis zum Äußersten.

Welches Bild von Suzanne hatten Sie im Kopf, als Sie das erste Mal das Drehbuch gelesen haben?

ADUBA: Sie wurde so beschrieben: Unschuldig wie ein Kind, nur dass Kinder nicht angsteinflößend sind. (lacht) Ich sah also eine Frau mit einer Zahnspange im Mund und einem Vorschlaghammer in den Händen vor mir. Das war meine erste Vorstellung. Als ich aber weitergelesen habe und erkannt habe, dass sie sich verliebt hat und um diese Person (Titelfigur Piper Chapman, Anm.) wirbt, wurde es mir klar: Für sie ist das eine Liebesgeschichte! Das ist keine Stalkerin oder jemand, der sich selbst als von etwas besessen betrachtet. Sie liebt sehr intensiv, heftig und leidenschaftlich.

Wie stark konnten Sie sich in die Charaktergestaltung einbringen?

ADUBA: Ich nehme keinen Einfluss auf die Drehbücher generell - das möchte ich auch gar nicht. Ich bevorzuge die Herausforderung, eine Aufgabe zu bekommen, anstatt dass ich mich gestaltend in die Aufgabenstellung einbringe und das für mich schneidern lasse. Also bekomme ich das Drehbuch und lasse meiner Vorstellungskraft freien Lauf. Und dann schaue ich, was dabei herauskommt.

Wie frei können Sie aber innerhalb des vorgegebenen Rahmens agieren?

ADUBA: Normalerweise machen wir eine saubere Aufnahme am Anfang und halten uns da noch ganz an das Drehbuch. Ich mag es, zwischen den Zeilen meine Räume zu bekommen: Es gibt meinen Text, den ich sagen muss, und dann versuche ich auch, dagegen zu arbeiten. Aber es gibt auch Aufnahmen, wo wir wirklich sehr frei agieren dürfen, uns die Autoren sozusagen von der Leine lassen. Und dann erkunden wir, was es da draußen sonst noch gibt.

Suzanne hat bis jetzt einen ganz schönen Weg hinter sich gebracht. Nach durchaus humoristischen Auftritten in der ersten Staffel und einer sehr düsteren zweiten Staffel: Wo steht sie aktuell?

ADUBA: Sie versucht, ihren Frieden zu finden. In dieser Staffel geht es vor allem um Glaube und Mutterschaft. Jenji (Kohan, Autorin der Serie, Anm.) stellt das stark in den Vordergrund: Woran glauben wir? Suzanne hat immer an die Liebe geglaubt. Und sie stellt ihre Vorbilder auf ein Podest - teilweise leider auch die falschen, was für sie problematisch werden kann. Diese Menschen werden nicht zu den Göttern, die sie in ihnen erkennt. In dieser Staffel erkunden wir also ihren Glauben und in welche Richtung sie damit geht. Das verändert sie bis in ihr Innerstes.

Ist diese Staffel Ihrer Meinung nach etwas leichter als die vorangegangenen Episoden? Gerade zuletzt war ja sehr viel Gewalt im Spiel...

ADUBA: Jenji hat uns gezeigt, dass sie beides sehr gut in Balance halten kann. Denn auch die düstere zweite Staffel hatte humoristische Momente. Das unterstreicht, zu was sie als Geschichtenerzählerin fähig ist. Die Story kann sich letztlich in jede Richtung entwickeln: Wir können leicht beginnen und werden dann dunkel, oder umgekehrt. Sie bringt das alles unter einen Hut. Man müsste wohl ein neues Genre dafür erfinden, weil auch Dramedy trifft es nicht wirklich. (lacht) Was Jenji beschreibt, ist das wahre Leben. Wir beide lachen hier, könnten aber aus diesem Raum rausgehen und etwas Tragisches sehen, was unseren Tag sofort verändern würde. Das Leben ist doch nie nur sonnig oder traurig. Um lachen zu können, muss man wissen, was es bedeutet, zu weinen.

Die Serie greift zudem die unterschiedlichen Geschichten der sehr vielfältigen Figuren recht ausführlich auf...

ADUBA: Das finde ich so erfrischend, dass all diese Schicksale weiter verfolgt werden. Wer möchte das denn nicht sehen? Als Schauspieler wollen wir ganz unterschiedliche Rollen spielen, das ist doch das Schöne an unserem Beruf. Als Mensch dieser Welt hat mich dieses Feedback sehr gefreut: Die Leute freuen sich darüber, dass sie bei "Orange Is The New Black" von einer derart vielfältigen Gruppe von Charakteren unterhalten werden. Das zieht sie sogar an. Und genau das ist erfrischend, obwohl wir gar nicht wussten, dass wir einatmen mussten. Wir wussten ja nicht einmal, dass wir unseren Atem angehalten haben. (lacht) Und jetzt ist da diese frische Luft.