Die offizielle Bekanntgabe wird erst in den nächsten Tagen erfolgen, doch es ist fix. Der ORF hat sich die Übertragungsrechte der insgesamt 51 Spiele der Fußball-Europameisterschaft 2016 in Frankreich gesichert. Das  gab Generaldirektor Alexander Wrabetz in der Sitzung des ORF-Stiftungsrates bekannt. Und zu den wartenden Journalisten sagte er: "Der Rechteerwerb erfolgt über die European Broadcasting Union. Der Preis ist im Rahmen unserer Möglichkeiten und wirtschaftlich vertretbar."

Der Stiftungsrat beschloss den neuen Stellenplan mit der Anstellung von 250 Mitarbeitern, die schon bisher für den ORF als freie Mitarbeiter oder Leiharbeitskräfte tätig waren, nach dem seit 1. März gültigen neuen Kollektivvertrag. Darüber hinaus werden noch 18 neue Posten in den Landesstudios geschaffen, und zwar zweckgewidmet für den Ausbau der regionalen Information. Rund um den Nationalfeiertag am 26. Oktober soll ein hauptsächlich von den Landesstudios getragenes Frühstücksfernsehen mit dem Titel "Guten Morgen Österreich" starten.

Zu aktive ORF-Moderatoren?

Der Kärntner Stiftungsrat Siggi Neuschitzer zettelte bei der letzten Plenarsitzung mit einer Anfrage über "Nebenbeschäftigungen" von ZiB-2-Moderator Armin Wolf und Redakteursrat Dieter Bornemann eine Debatte über den ORF-Ethikrat an, der den Auftritt von ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz bei einer ÖVP-Klausur verurteilte. Etliche Stiftungsräte stellten in dieser Sitzung diesen Entscheid und den Ethikrat überhaupt infrage. Bornemann sei ohne Verurteilung im Juni 2014 bei einer "ÖVP-nahen Veranstaltung" in Oberösterreich aufgetreten und Wolf habe in den letzten drei Jahren nebenberuflich mehr als 40 Veranstaltungen entgeltlich moderiert.

Jedes Unternehmen, jede Institution ist daran interessiert, öffentliche Veranstaltungen professionell abzuwickeln. Für die Moderationen von derartigen nach außen gerichteten Events ist das Angebot überschaubar. Vom Fernsehen her bekannte Persönlichkeiten sind natürlich auf diesem Markt heiß begehrt. Die ORF-Leute bewegen sich auf einem schmalen Grat. Ein firmeninterner Verhaltenskodex sorgt für ein Regulativ. So soll die "Unabhängigkeit von (partei)poltischen" und "wirtschaftlichen Interessen" gewahrt bleiben. Über die Einhaltung wacht ein paritätisch von der Geschäftsführung und dem Redakteursrat Ethikrat, der mit seinen jüngsten Entscheidungen nun in die Kritik geraten ist.

Kritik am Redakteursrat und Ethikrat übte Thomas Zach, der Vorsitzende des ÖVP-"Freundeskreises" im ORF-Stiftungsrat: "Ich bedaure die öffentliche Selbstdemontage des Redakteursrats und Ethikrats. Ich glaube, dass beide einen sehr positiven Beitrag zum Unternehmen leisten könnten. Aber die Vorgänge um Christian Wehrschütz, Mari Lang und Karim El-Gawhary sprechen für sich selbst und bedürfen keiner weiteren Kommentierung. Gleichzeitig bin ich über den Umstand erstaunt, dass die seit mehr als einem Jahr von ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz angekündigten Social Media-Regelungen noch immer nicht umgesetzt wurden. So mancher Eintrag von ORF-Journalisten in den letzten Wochen wäre nach meiner Ansicht besser in einem privaten Tagebuch aufgehoben. Das zeigt, es braucht verbindliche Regeln, um nicht den Ruf unserer öffentlich-rechtlichen Informationskompetenz zu gefährden." Laut
Wrabetz seien die Social Media-Regelungen "in Ausarbeitung".

Nebenjobs von El-Gawhary und Pawlicki

So wurde eben auch Korrespondent Karim El-Gawhary für einen Auftritt vor dem Renner-Institut (SPÖ) kritisiert, obwohl er gar kein ORF-Angestellter, sondern freiberuflich tätiger Journalist ist. Kein Anstoß wurde bisher auch an den Nebentätigkeiten der "Hohes Haus"-Moderatorin Patricia Pawlicki genommen, die für die Österreichischen Bundesbahnen unter anderem Festakte nach dem Umbau des Wiener Westbahnhofs oder der Eröffnung des Hauptbahnhofs moderierte. Die Zeiten, in denen eine ORF-Generaldirektorin auf dem Parteitag einer Regierungspaertei saß und der Rede des Parteiobmanns (und Kanzlers) applaudierte, sind vorbei.