In „Interstellar“ verkörpern Sie einen ehemaligen Piloten, der – nachdem es auf der Erde immer katastrophaler zugeht – durch ein sogenanntes „Wurmloch“ ins Universum fliegt, um zur Rettung der Menschheit einen bewohnbaren Planeten zu finden. Für Sie ein gewaltiger Umstieg?
MATTHEW McCONAUGHEY: Das kann man wohl sagen. Erst wenig Geld und wenig Zeit, jetzt genug Geld und jede Menge Zeit. „Dallas Buyers Club“ hat ja nur 5,5 Millionen Dollar gekostet, als Drehzeit standen uns 35 Tage zur Verfügung. Hier hatten wir ein Budget von geschätzten 110 Millionen und wir filmten ein halbes Jahr lang. Einen wesentlichen Teil kurbelten wir in bizarrer Landschaft in Island.

Die Story von „Interstellar“ beruht auf einer Idee von Kip S. Thorne. Er ist Pionier der Wurmloch-Forschung. Durch diese sogenannten Wurmlöcher kann man in den Weltraum fliegen und dabei Raum und Zeit überwinden. Hatten Sie vor Drehbeginn eine Ahnung von dieser Theorie?
McCONAUGHEY: Nein. Ich bin sehr erdverbunden und hatte mich bisher wenig mit solchen Sachen beschäftigt. Aber unser Regisseur Christopher Nolan, der unter anderem auch „Batman“ gedreht hat, war bestens vorbereitet. Er schrieb mit seinem Bruder Jonathan das Drehbuch und hat mir alles erklärt. Das ist aber nur die eine Seite der Geschichte, und da geht es immerhin um den Untergang der Menschheit – oder ihr Überleben.

Und die andere Seite?
McCONAUGHEY: Ist das Verhältnis Väter – Kinder. Der Pilot, den ich spiele, ist Witwer und hat eine Tochter und einen Sohn, um die er sich kümmern muss. Trotzdem verlässt er sie wegen einer höheren Mission. Diese Ebene lag mir und Christopher Nolan besonders am Herzen. Schließlich ist er vierfacher Vater und ich selbst habe drei Kinder. Gott sei Dank konnten sie beim Dreh meist in meiner Nähe sein.

Matthew McConaughey mit Anne Hathaway in
Matthew McConaughey mit Anne Hathaway in "Interstellar" © AP

Was war Ihre wichtigste Erkenntnis bei diesem Film?
McCONAUGHEY: Ich war mir auf einmal sicher, dass Gottes Garten um vieles größer ist, als ich dachte. Und dass es verrückt wäre, nicht an außerirdisches Leben zu glauben.

Ihre Partnerin auf dem Flug ins Universum ist Anne Hathaway, ebenfalls Oscar-Preisträgerin. Sie schwärmte über Sie: „Matthew macht seinen Job sehr ernsthaft, dennoch ist er ein Meister der leichten Töne, und in den Pausen erzählt er herrliche Geschichten. Wir haben viel gelacht.“
McCONAUGHEY: Ich bin stolz, fühle mich sehr geschmeichelt. Für mich ist sie ein absoluter Profi. Jetzt, auf unserer PR-Reise für „Interstellar“, kam einmal auch zur Sprache, dass Anne in Hollywood angeblich gehasst wird. Jessica Chastain, die meine Film-Tochter ist, hat daraufhin gekontert: „Wer so was behauptet, ist ein Neider, ein schäbiger Ignorant oder ein Trottel. Anne ist intelligent, großzügig und schön, und ich hoffe, mit ihr wieder und wieder arbeiten zu dürfen.“ Dem kann ich mich nur anschließen.

Zwar wollen Sie nicht ins All, sonst aber haben Sie schon viele abenteuerliche Entdeckungsreisen auf unserem Planeten gemacht?
McCONAUGHEY: Weil ich gerne wohin gehe, wo sie mich nicht kennen, wo ich die dortige Sprache nicht spreche. Wo ich vielleicht für einen Autor oder Boxer gehalten werde und wo ich nur der „weiße Mann“ bin, der 30 Tage da war und nun wieder verschwindet. Ein Mann ohne Geschichte.

Noch ein Oscar-Preisträger, sogar ein zweifacher, war bei „Interstellar“ dabei: Sir Michael Caine. Ein bekanntermaßen witziger Geselle. Wie war’s mit ihm?
McCONAUGHEY: Klar, ungemein unterhaltsam. Wurmlöcher, witzelte er, hat er bisher nur von seinem Landgut gekannt, als Hobby-Gärtner. Und in den Weltraum möchte er privat keinesfalls, weil er schon Schwierigkeiten hat, sich im nächstgelegenen Kreisverkehr zurechtzufinden.

INTERVIEW: LUDWIG HEINRICH