Ich darf nicht schlafen

Immer wenn Christine (Nicole Kidman) aus dem Schlaf erwacht, hat sie vergessen, wer sie ist, was sie macht und auch, wie alt sie ist. Selbst an ihren Ehemann (Colin Firth) kann sich die Schriftstellerin nicht erinnern. Die 40-Jährige leidet an psychogener Amnesie, ausgelöst von einem Unfall vor zehn Jahren, bei dem sie von einem Unbekannten verprügelt wurde. Mit einem Videotagebuch versucht Christine ihrem löchrigen Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen. Bald muss die verzweifelte Frau erfahren, dass die Dinge noch viel komplizierter sind. Für "Before I Go to Sleep" hat Regisseur Rowan Joffe ("Brighton Rock") den gleichnamigen Roman von S.J. Watson fürs Kino adaptiert. Oberflächlicher Psychothriller.

Nightcrawler

Lou Bloom kennt keine ethischen Grundsätze, Mitgefühl ist ihm fremd. Ihn treibt das Streben nach Geld, Macht und Ansehen. Nachts filmte er Tatorte in Los Angeles, immer auf der Suche nach den blutigsten, spektakulärsten Bildern. Dafür geht er über Leichen. Völlig abgemagert aus riesigen, dunkel umrandeten Augen blickend mimt Jake Gyllenhaal diesen unsympathischen Soziopathen. Aalglatt ist dieser Emporkömmling. Lou behält die vermeintlich objektive Distanz eines Videoreporters. "Nightcrawler" ist wegen seines großartigen Hauptdarstellers unbedingt sehenswert.

Wie schreibt man Liebe?

Einst war Drehbuchautor Keith Michaels (Hugh Grant) ein gefeierter Oscar-Gewinner. Viele Jahre später treibt ihn die chronische Erfolglosigkeit dazu, einen Job als Dozent an einer Provinz-Universität anzunehmen. In dem verregneten Kaff läuft es zunächst nicht wirklich gut für den abgehalfterten Hollywood-Star - bis ihm die alleinerziehende Mutter Holly (Marisa Tomei) zeigt, wie man Liebe schreibt. Die neueste Romantikkomödie mit Großbritanniens alterndem Mister Charming Hugh Grant und einem hohen Kitschfaktor.

Ruhet in Frieden

Liam Neeson taugt auch mit 62 noch zum Actionstar, eine Garantie für einen Kassenknüller ist er aber anscheinend nicht. In seinem neuen Film "Ruhet in Frieden - A Walk Among the Tombstones" folgt er der Klischeerolle des Polizisten Matthew Scudder, der nach der versehentlichen Tötung eines Kindes zum Alkoholiker und Privatermittler wird. Ein Drogenhändler (Dan Stevens - "Downton Abbey") bittet ihn, die Entführer und Mörder seiner Frau zu finden - und der erst zögerliche Zyniker stößt auf eine Bande, deren Brutalität kaum zu überbieten ist. Doch obwohl Kritiker den Film loben und gerade Neeson Anerkennung bekam - an den Kinokassen in den USA war der auf den Erfolgsromanen von Lawrence Block basierende Film kein Renner.

Bevor der Winter kommt

Wie schon 2008 bei seinem Kino-Debüt "So viele Jahre liebe ich Dich" setzt der französische Schriftsteller Philippe Claudel ("Die grauen Seelen") auch im dritten von ihm inszenierten Spielfilm "Bevor der Winter kommt" auf eine tiefgründige Auseinandersetzung mit Grundsatzfragen des Lebens und auf exzellente Schauspielkunst. Das macht die Geschichte einer in die Jahre gekommenen Ehe zum Ereignis. Daniel Auteuil und Kristin Scott Thomas brillieren als wohlsituiertes Paar, dessen Gemeinsamkeit mit dem Auftauchen einer geheimnisvollen Fremden (Leïla Bekhti) gefährdet wird.

Dumm und Dümmehr

Das Klamauk-Original "Dumm und Dümmer" machte Jim Carrey in den 90er Jahren zum Superstar. 20 Jahre danach treten Carrey und Jeff Daniels in "Dumm und Dümmehr" als trottelige Blödmänner erneut vor die Kamera. Harry (Daniels) holt seinen alten Buddy Lloyd (Carrey) aus einer Nervenheilanstalt heraus. Zusammen machen sie sich auf die Suche nach einer unbekannten Tochter, die von Harrys Ex-Freundin (Kathleen Turner) vor Jahrzehnten zur Adoption abgegeben wurde. Die Regie-Brüder Bobby und Peter Farrelly ("Dumm und Dümmer", "Verrückt nach Mary") servieren einen matten Aufguss.

Macondo

"Mein Vater war ein Held." Felsenfest glaubt der 11-jährige Ramasan, Flüchtlingskind aus Tschetschenien an seinen Vater, mit dem ihn aber kaum eine Erinnerung verbindet. Der österreichische Wettbewerbsbeitrag der diesjährigen Berlinale und Gewinner des Wiener Filmpreises, "Macondo" von Sudabeh Mortezai, beschäftigt sich mit dem Erwachsenwerden des Buben, der schon frühzeitig Verantwortung für die Familie übernehmen muss.

Die geliebten Schwestern

Diese Liebe bricht alle Konventionen. Der aufsässige "Räuber"-Autor Friedrich Schiller liebt die adeligen Geschwister Caroline von Beulwitz und Charlotte von Lengefeld. Und "Die geliebten Schwestern" beschließen, ihre Zuneigung zu dem Dichter auszuleben und beginnen eine gefährliche Liebschaft zu dritt. Doch wie lässt sich in solch einem fragilen Liebesdreieck die emotionale Balance halten?, fragt Regisseur Dominik Graf in seinem 139 Minuten langen Kino-Epos, das auf wahren Begebenheiten beruht. Leichtfüßig trotz Überlänge.

Das Salz der Erde

Wim Wenders hat in seiner Karriere nicht nur mit Spielfilmen wie "Der Himmel über Berlin" große Erfolge gefeiert. Auch mit seinen Dokumentationen setzte er immer wieder Zeichen, etwa mit "Buena Vista Social Club" und "Pina". Nun folgt erneut eine Doku, dieses Mal über den brasilianischen Ausnahme-Fotografen Sebastiao Salgado. Im Zentrum von "Das Salz der Erde" stehen bedrückende und zugleich atemberaubende Fotos aus Krisen- und Kriegsgebieten, von Flüchtlingen und unter schwersten Bedingungen arbeitenden Menschen, aber auch imposante Naturaufnahmen. Die grandios Doku drehte der deutsche Regisseur Wenders zusammen mit Salgados Sohn Juliano. Beim Filmfest Cannes gab es dafür in diesem Jahr den Spezialpreis der renommierten Sektion Un Certain Regard.