Das B in "B-Movie" steht in Hollywood schon lange nicht mehr für billig, sondern vielmehr für Blockbuster: Ob Comic-Verfilmungen oder Sci-Fi-Trash, die Studios nehmen im neuen Jahrtausend hauptsächlich noch für entsprechende Actionspektakel richtig viel Geld in die Hand. Auch "Pacific Rim" von Guillermo del Toro entspricht von den Ingredienzien her dieser Regel: Riesige außerirdische Monster, gigantische Roboter, traumatisierte Piloten, nerdige Wissenschafter und absurde Dialogzeilen. Doch der Film, der am Donnerstag in den heimischen Kinos anläuft, macht auch keinen Hehl aus der Absicht, ein Godzilla für das 21. Jahrhundert zu sein.

Das berühmte japanische Unterwassermonster, das 1954 erstmals Tokio zerstört hat, war damals noch mit analoger Tricktechnik animiert und von einem Schauspieler in einem zentnerschweren Gummikostüm gespielt worden. Del Toro setzt in seiner Version, in der die "Kaiju" (so der japanische Name für die riesigen Monster) außerirdischen Ursprungs sind und gleich die ganze Welt bedrohen, nun auf eine Mischung aus überdimensionalen Modellen und digitalen Effekten. Und statt in die saurierartigen Kreaturen müssen die Menschen diesmal in die gigantischen Roboter schlüpfen.

Die Welt hat sich in dem Film gegen den übermächtigen Feind zusammengeschlossen und während des bereits seit Jahren tobenden Krieges gegen die Aliens ein Gegenmittel entwickelt: Die "Jäger" genannten Kampfroboter werden von zwei Soldaten gelenkt, deren Gehirne über eine Neuronenbrücke verbunden sind. Doch die Monster werden immer aggressiver und lassen sich auch von einer "Anti-Kaiju-Wall" an der Küste nicht aufhalten. Als die neue Jäger-Generation eliminiert wird, ruht die Hoffnung auf zwei analogen, atombetriebenen Robotern und deren seelisch verwundeten Piloten.

Nuklearenergie als Rettung

Dass ausgerechnet die Nuklearenergie zur Rettung werden soll, entbehrt mit Blick auf die Geburtsstunde von Godzilla nicht einer gewissen Ironie, schließlich wurde das japanische Original vielfach als Allegorie auf das Trauma der Atombombenabwürfe über Hiroshima und Nagasaki gedeutet. Der Professor prophezeit darin am Ende, dass der Menschheit noch schlimmere Katastrophen als die Riesenechse drohen, wenn sie weiter die Atomkraft missbraucht. Im aktuellen Drehbuch von Travis Beacham wird dagegen ein leiser Abgesang auf eine von digitaler Technik abhängige Welt angestimmt.

Der mexikanische Regisseur Guillermo del Toro hat 2006 mit dem Fantasy-Werk "Pans Labyrinth" den Durchbruch gefeiert und nun mit "Pacific Rim" ein imposantes Schlachtengemälde in 3D auf die Leinwand gezaubert. Hinsichtlich der Bildästhetik von Künstlern wie Goya und Hokusai inspiriert und von Guillermo Navarro umgesetzt, lassen einen die überdimensionalen Kämpfe - die Lastwagen und Schiffe wirken im Vergleich zu den Robotern und Monstern wie Spielzeug - immer wieder den Atem stocken. Freunde von "King Kong" bis "Transformers" werden ihre helle Freude haben.

Was den Film von Del Toro von "Transformers" oder Roland Emmerichs "Godzilla" (1998) unterscheidet, ist sein Umgang mit den Figuren und der Story, der eher an Steven Spielbergs "Jurassic Park" erinnert. Der Regisseur verbirgt nicht seine Sympathie für angeschlagene Charaktere: der Kampfpilot Raleigh (Charlie Hunman) hat seinen Bruder durch die Kaiju verloren, die Soldatin Mako (Rinko Kikuchi) ihre ganze Familie, wodurch der General (Idris Elba) zu einer Vaterfigur wurde. Dazu gibt's wunderbar skurrile Wissenschafter und Ron Perlman (aus "Hellboy") in einer Paraderolle.

"Pacific Rim" ist im Vergleich mit vielen aktuellen Blockbuster-Produktionen ein Triumph, ein 180 Millionen Dollar teures und bildgewaltiges Kino der Attraktionen, das mit seinen über zwei Stunden Laufzeit in keiner Sekunde langweilig wird. Dieser Film macht ganz einfach ein Menge Spaß.