Daniel Craig, den derzeitigen Darsteller des Geheimagenten Ihrer Majestät, wundert das nicht: "Bond ist ein Charakter, den es zwar erst seit 50 Jahren auf der Leinwand gibt, der aber eigentlich 1000 Jahre alt ist. Der einsame Krieger. Ein Spion, den man nicht nach moralischen Maßstäben beurteilen darf. Er bringt die bösen Buben zur Strecke, und das ist ja okay. Wirklich spannend aber wird es dort, wo es gegen den Zeitgeist geht."

Sean Connery als erster Bond

Die Produzenten Albert R. Broccoli und Harry Saltzman hatten die Filmrechte an Ian Flemings Romanen seinerzeit erworben und sich eine Goldgrube geschaffen. Zu verdanken sicher auch dem guten Händchen bei der Auswahl des ersten Hauptdarstellers. Viele bekannte Namen waren durch die Branche gegeistert, bevor man sich für den eher unbekannten Schotten Sean Connery entschied. Der bleibt für viele bis heute der beste James Bond aller Zeiten. Noch in bereits fortgeschrittenerem Alter wurde er zum "sexiest man alive" gekürt, und eine große Tageszeitung vermerkte: "Männer werden mit zunehmendem Alter eher hässlicher. Nicht so Sean Connery." Dessen Kommentar: "Ich muss wohl etwas von Dorian Gray an mir haben."

Als sein Rezept für gutes Aussehen gab er an: "Ich rauche nicht, und ich trinke nur Natürliches. Wie Scotch, Wodka und Wein." Wir trafen einander erstmals beim Dreh zu "Man lebt nur zweimal" in den Londoner Pinewood Studios, und im Gespräch ergab sich nicht nur, dass Mr. Connery ein großer Fußballfan war, sondern diesbezüglich auch ein phänomenales Gedächtnis besaß. Er zählte sofort auf: "Zeman, Hanappi, Melchior", kannte kurzerhand die gesamte Aufstellung des österreichischen Teams, das Schottland am 13. Dezember 1950 in Glasgow sensationell mit 1:0 besiegt hatte.

Das 007-Dasein des Sean Connery war von dauernden "Wickeln" (da ging es immer ums liebe Geld) mit dem Produzenten Harry Saltzman geprägt, den der Schauspieler gerne "King Rat" nannte, und nach diversen Drohungen stieg der Schotte nach "Man lebt nur zweimal" tatsächlich aus. Der an seiner Stelle geholte australische Dressman George Lazenby erwies sich als einziger Fehlgriff des cleveren Produzentenduos, und nach nur einem Kinoabenteuer wurde er durch einen anderen ersetzt. Der hieß abermals Sean Connery und hat für "Diamantenfieber" wohl nur gegen ein sehr sattes Honorar unterschrieben.

1973 kam mit Roger Moore ein neuer Darsteller, der die Rolle auch neu anlegte. Mehr als Schmähbruder, der er auch in Wirklichkeit war. Moore, einst als britischer Soldat in Kärnten stationiert und des Deutschen gut mächtig, legte Wert darauf, dass James Bond in Wirklichkeit kein Geheimagent sein konnte: "Wie kann ein Agent geheim sein, wenn man ihn überall kennt?" Und über die immer wieder verlangten Action-Einlagen feixte er nur: "Am liebsten ist mir der körperliche Einsatz bei den Liebesszenen." Moore hielt immerhin sieben Filme lang durch.

Beim ersten Abenteuer ("Der Hauch des Todes"), das auch Wien zum Schauplatz hatte, kam der anerkannte Shakespeare-Darsteller Timothy Dalton zum Zug, der jedoch nur zwei Einsätze überstand. Mit dem eleganten Iren Pierce Brosnan lief es danach wieder bestens. Der hatte keinerlei Angst vor dem übermächtigen Schatten eines Sean Connery und hielt sich an die Devise: Zu Tode gefürchtet ist auch halb gestorben. Den Vorwurf von manchen Seiten, der Geheimagent 007 sei ein Sexist, nahm er locker: "Ist er ja. Total. Nimmt man ihm das, wären es keine James-Bond-Filme mehr. Aber die Leute wollen James-Bond-Filme."

Seit 2006 ist Daniel Craig Bond

2006 wurde Daniel Craig der nächste Geheimagent 007. 18 Monate dauerte es nach dem ersten Test, bis er die Rolle endlich hatte: "Ich war gerade in einem Supermarkt in Baltimore, als der Anruf von Produzentin Barbara Broccoli kam. Ich war schon beim Ausgang, kehrte aber sofort um, kaufte mir eine Flasche Wodka und mixte mir im Hotel mehrere Wodka-Martinis. Mein Lieblingsgetränk, gleich hinter Guinness-Bier." Craig gelang eine Neudeutung seiner Figur: "Ich bin mir gar nicht sicher, ob er ein Held ist. Wir leben in einer Welt, in der wir nicht mehr genau wissen, wer die Guten sind und wer die Bösen. Bond ist für mich ein Mann, der einen direkten Weg an sein Ziel geht, zwischen Lüge und Verrat, und ohne Rücksicht darauf, was sich gehört."

Glücklich war Craig, dass für seinen Start "Casino Royale" ausgewählt wurde: "Denn da beschreibt Ian Fleming, warum Bond später zu den Frauen so ist, wie er ist. Hier verliebte er sich leidenschaftlich und wurde bitter enttäuscht. Letztendlich blieb die einzige weibliche Bezugsperson, die er respektiert, seine Chefin M. Noch kennt Daniel Craig keine James-Bond-Müdigkeit ("Der Kerl ist mir ans Herz gewachsen") und freut sich auf jeden neuen Einsatz. Also auf zu "Skyfall". Ab 1. November in unseren Kinos.