Jede Spur von Aufmerksamkeit für unseren Film kann Aung San Suu Kyi und uns helfen", sagte Luc Besson uns noch bei der Welturaufführung bei den Filmfestspielen in Rom. Der französische Regisseur, berühmt geworden mit Actionfilmen wie "Léon - Der Profi" und "Nikita" oder Science-Fiction-Streifen wie "Das fünfte Element", bat dabei, nicht zu vergessen: "Demokratie wird meistens durch Blut erkämpft. Aung San Suu Kyis Revolution war eine unblutige. Ich wünsche mir nichts so sehr, als dass sie eines Tages ihr Land regiert. Denn wenn sie gewinnt, gewinnen wir alle."

Symbolwert

Bessons Wunsch wurde am Sonntag von der Realität ein gutes Stück weitergeholfen. Die Friedensnobelpreisträgerin aus 1991, im November 2010 nach mehr als 22 Jahren aus der Haft beziehungsweise ihrem Hausarrest endgültig entlassen, durfte sich am Sonntag in Burma erstmals den Wählern stellen. Zwar waren dies nur Nachwahlen zum Parlament, in denen es um bloß vier Prozent der Sitze ging. Aber der Symbolwert für das Jahrzehnte lang geknechtete Land ist immens: Die Oppositionspolitikerin dürfte laut Prognosen mit einer Mehrheit von 80 Prozent gewählt worden sein.

"The Lady - Ein geteiltes Herz", die dramatisierte Biographie Aung San Suu Kyis, kommt am Freitag in unsere Kinos und also gerade recht. Die 66-Jährige ist die Tochter von Aung San, als Kommandeur der Burma Independence Army der Vorkämpfer für die Unabhängigkeit Burmas von Großbritannien. Er wurde während einer Kabinettssitzung 1947 erschossen. Seine Tochter wuchs in Indien auf, ging später nach England, studierte in Oxford, heiratete 1972 den britischen Tibetologen Michael Aris. 1988 kehrte sie wegen Erkrankung ihrer Mutter nach Burma zurück, erlebte den Sturz der Militärdiktatur und blutige Aufstände. Sie blieb im Land, setzte sich für eine demokratische Entwicklung in Burma ein, errang einen triumphalen Wahlsieg. Doch die neue Militärregierung sperrte sie entweder ein oder stellte sie - wiederholt - unter Hausarrest.

Luc Besson, zuletzt immer mehr als Drehbuchautor und Produzent denn als Regisseur tätig, war von Anbeginn vom Stoff gefesselt: "Es passierte nicht nur einmal, dass ich in Tränen ausbrach. Eines Tages rief ich spontan in meinem Büro an und erklärte: ,Sagt alle Termine ab! Ich muss diesen Film inszenieren!' Fortan reagierte ich wie ein wildes Tier, wenn sich ein anderer auch nur annähernd für die Regie von ?The Lady' interessierte."

Respekt

Wichtig war für Besson auch, sich "dieser Geschichte mit größtem Respekt anzunähern. Wir waren, um die Wahrheit zu erzählen, so genau, wie wir nur sein konnten. Zum Beispiel haben wir Aung San Suu Kyis Wohnhaus auf den Zentimeter genau nachgebaut, und wir haben auch ihre beiden Hunde perfekt ?gecastet'. Schließlich galt es, die bestmögliche Besetzung zu finden."

Michelle Yeoh (49) wurde schließlich die ungemein schwierige Titelrolle anvertraut. Extra für diesen Film lernte die Schauspielerin aus Malaysia sogar die burmesische Sprache: "Ich kann zwar Kanton-Chinesisch und Malaysisch, doch da gibt es keinerlei Ähnlichkeiten zum Burmesischen. Ich hatte aber eine sehr gute Lehrerin. Auch nahm ich fünf Kilo ab. Aber nichts war ein Opfer, denn das wurde für uns alle eine Arbeit der Liebe."

Was auch Luc Besson bestätigt: "Dies ist nicht in erster Linie ein politischer, sondern ein Liebesfilm; es geht um Courage, Opfer und eben Liebe. Man muss sich das vorstellen: Aung San Suu Kyi verließ Mann und ihre beiden Söhne in England, als sie ihrer Berufung in der alten Heimat nachkam. Als ihr Mann an Krebs erkrankte, hätten sie die Machthaber nach England ausreisen lassen, aber sie wusste genau: Eine Rückkehr hätten sie ihr nicht mehr erlaubt. So konnte sie nicht an seinem Totenbett sein. Man sagt ja oft: Hinter jedem großen Mann steckt eine tolle Frau. Hier war es einmal umgekehrt. Dieser Michael Aris war ein unglaublich starker Mann!"

Blume

Mitten während der Dreharbeiten (in Thailand) geschah Unerwartetes: Aung San Suu Kyis Hausarrest wurde aufgehoben. "Wir hatten tagsüber eine Szene gedreht, in der sie Mönchen zuwinkt. Am Abend schalteten wir das Hotelfernsehen ein, und auf einmal sahen wir die Bilder von ihrer Entlassung. Sie war genauso angezogen wie bei uns im Film und hatte die gleiche Blume in der Hand. . ."