Sie seien "gut vernetzt", meinen Nicole Six und Paul Petritsch, mit Hilfe von Freunden würden sie die nächsten sechs Wochen schon durchstehen. Solange nämlich ist das gesamte Hab und Gut des österreichischen Künstlerpaars im Grazer Kunstverein Medienturm zu einer gewaltigen Skulptur arrangiert. Socken, Reisepässe und zwei Pkw inklusive.

"Aussicht kann durch Ladung verstellt sein", den Titel des auch logistischen Kraftakts, fand das Duo als Kabinenhinweis für die Reise auf einem Frachtschiff. An einen Laderaum erinnert auch der zentrale Ausstellungsraum, während alle anderen Räume leer sind. Der Besucher kann den ungewöhnlichen Werkblock umrunden, zur Betrachtung von oben auch auf Leitern klettern.

Six & Petritsch befassen sich immer wieder mit Räumen, den Aspekten des Füllens und Leerens, mit den vielen Aspekten des Materiellen. Wer sich auf die scheinbar simple Vorführung mehr oder weniger alltäglicher Dinge einlässt, wird sich sehr bald in sehr komplexen Diskursen wiederfinden.

Handarbeit

Die Bewegung von Menschen und Dingen ist auch ein zentraler Aspekt der Schau "Anderenorts". Arbeiten von sechs Künstlern bzw. Künstlergruppen erzählen im weitesten Sinn vom Reisen, der Beschäftigung mit dem Fremden, dem Anderen.

Fotograf Christoph Grill stellt erneut seinen Blick für gewissermaßen am Straßenrand zu entdeckende Unglaublichkeiten unter Beweis, desgleichen Anna Jermolaewa in Videos und Fotografien. Micha Payer + Martin Gabriel entzücken mit handgearbeiteten Grafiken, deren beschränktes Format eine Vielzahl von Orten fasst, ganze Welten. Jun Yangs "Seoul Fiction" ist eine feine Hommage an Ozus "Tokyo Story" und Tatis "Playtime", ein Film, der Ortsveränderung auch als Reise durch Zeit und Kultur definiert. Isa Riedls und Mahonys Beiträge werden ebenfalls von Reisen gespeist. Riedls Gemälde und Grafiken albanischer Realitäten sind Dokumente und Vorschläge für Veränderungen zugleich. Die Installation des Wiener Trios zeugt einmal mehr von Bastellust, diesfalls vor dem Hintergrund von Werner Herzogs Klassiker "Fitzcarraldo".

Gemengelage

"Psychoanalyse, Primatenforchung, eine H & M Kollektion sowie Stickereien und Makramee-Arbeiten in einer spekulativen Konstellation" - das ist laut Beipacktext die Gemengelage von Tanja Widmanns Personale. Anders als bei Six & Petritsch würden hier auch Leitern nicht helfen, einen Überblick zu gewinnen. Die H & M Kollektion ist jedenfalls schön bunt.