Das Stimmungsbild einer Pension mit unterschiedlichsten Bewohnern malte Tennessee Williams in seinem Drama "Vieux Carre", das nun auf der Probebühne im Grazer Schauspielhaus Premiere hatte. Dabei lag das Gewicht der Inszenierung von Sebastian Schug weniger auf den feinen Abstufungen der beschädigten Charaktere, sondern eher auf drastischer Überzeichnung und viel Lautstärke.

Gescheiterte Existenzen

Tennessee Williams setzte in "Vieux Carre" jener Pension in New Orleans ein Denkmal, in der er selbst als junger Autor gewohnt hatte. Genau diese Figur steht auch im Mittelpunkt des Dramas, die anderen Bewohner sind  allesamt mehr oder weniger gescheiterte Existenzen, von der Pensionsinhaberin über die junge Modezeichnerin, ihren drogensüchtigen Freund bis hin zum alternden Maler mit Tuberkulose und einem verzweifelten Hang zu jungen Männern.

Die Bühne von Nikole Zielke deutet die verschiedenen Zimmer nur an, ein paar Betten, ein abgetrennter Raum, in dem der Maler fast unbemerkt vor sich hin stirbt und sehr viel Rauch, der das Geschehen in ein diffuses Licht taucht. Es geht um Erinnerungen, die voller kaputter Träume sind, zuletzt holt die Realität alle ein.

Drastische Sexszenen

Tod, Trennung und Abschied von der Pension stehen am Ende, das aber hier durch dröhnende Musik ein wenig um seine Wirkung gebracht wird. Der Text hat immer noch eine starke Wirkung. Es hätte weder die drastischen Sexszenen noch den kitschigen Todesengel gebraucht, die Schauspieler schafften auch so genug Atmosphäre.

Als junger Autor war Florian Köhler gleichermaßen im Geschehen wie auch außerhalb, sehr genau sprachlich wie körperlich. Birgit Stöger wirkte als Pensionswirtin wie eine etwas heruntergekommene Version von Joan Crawford, großartig in ihrem Spiel zwischen Herrscherin des Hauses und verwirrter Frau.

Seyneb Saleh und Christoph Rothenbuchner überzeugten als junges Paar, das sich eigentlich nur im Bett versteht und außerhalb desselben ständig quält. Der kranke Maler war bei Franz Solar gut aufgehoben. Trotzdem hätte man sich etwas weniger Klamauk und Action gewünscht - der Abend wäre dann noch eindringlicher gewesen.

KARIN ZEHETLEITNER/APA

Nächste Vorstellungen: 30.4., 8., 11., 22., 29.5.2015. Karten unter Tel. 0316/8000.

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