Österreich und der Eurovision Song Contest, das war in der jüngeren Vergangenheit – abgesehen natürlich vom Triumph von Conchita Wurst im Vorjahr – nicht gerade immer eine Liebesbeziehung. Einige Jahre wurde überhaupt auf eine Teilnahme beim Wettbewerb verzichtet, ansonsten gab es mit wenigen Ausnahmen meist nur hintere Plätze im Gesamtklassement zu ernten. Doch was waren die fünf besten wie schlechtesten heimischen Beiträge der letzten 30 Jahre – eine selbstverständlich subjektive Auswahl anlässlich von 60 Jahren Grand Prix d’Eurovision de la Chanson.

Zur Einstimmung darf ich Ihnen einen Beitrag ans Herz legen, der bereits 1977 aufgeführt wurde und in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert war: Die Schmetterlinge übten dabei dezente Kritik am Musikgeschäft, gepaart mit einer famosen Choreographie. Einen der vier Herren werden Sie sicher erkennen: Willi Resetarits, der später als Dr. Kurt Ostbahn zu einem Säulenheiligen des Austropop aufsteigen sollte. Getextet wurde "Boom Boom Boomerang" von Willis älterem Bruder, Kabarett-Urgestein Lukas.

Flop, 5. – Thomas Forstner (1991)

Dieser Mann wird nochmals auftauchen in diesem Ranking, aber das haben Sie wohl schon geahnt. "Venedig im Regen" hätte in Rom wahrscheinlich auch mit dem Titel "Rom im Regen" nicht funktioniert: letzter Platz mit null Punkten.

Flop, 4. – Wilfried (1988)

Ebenfalls null Punkte gab es drei Jahre zuvor für Wilfried und seinen Schmachtfetzen "Lisa Mona Lisa". Allerdings hat uns die "rockende Rampensau" auch das wunderbare Stück "Highdelbeeren" geschenkt – das entschädigt für Vieles.

Flop, 3. – Bettina Soriat (1997)

Beinahe vergessene Textzeile eines wohl mittlerweile vergessenen Songs namens "One Step": "Auf unserem Highway ist schon lange kein Verkehr". Damit landete die Ex-Frau von Michael Niavarani auf dem 21. Platz.

Flop, 2. – Tie Break (2004)

Wenn Sie sich noch an diesen Auftritt erinnern können, sind Sie ein echter Hardcore-Fan des Musikwettbewerbes: ebenfalls Platz 21 für "Du bist".

Flop, 1. – Trackshittaz (2012)

18. Platz von 18 Teilnehmern im ersten Halbfinale: 2012 entschloss sich Österreich dazu, zwei rappenden Mühlviertlern und ihrem Faible für kreisende, weibliche Hinterteile freien Lauf zu lassen. Ein ähnlich plump-sexistischer Beitrag "glückte" zuletzt eigentlich nur Polen 2014.

Manch rot-weiß-roter Repräsentant beim beschwingt-belanglosen musikalischen Reigen war weder "schlecht" genug, um in die Flop-Wertung aufgenommen zu werden, aber auch nicht "gut" genug, um wirklich das Top-Ranking zu knacken. Daher an dieser Stelle drei "sentimentale Favoriten":

1990 stand Europa unter dem Eindruck des Falls der Berliner Mauer und des Umbruchs in den einst kommunistischen Staaten. Das schlug sich auch beim Song Contest in Zagreb wieder, den der Italiener Toto Cutugno mit "Insieme: 1992" verdient für sich entschied. Während Norwegen mit "Brandenburger Tor" Letzter wurde, bugsierte "Keine Mauern mehr" die junge Simone auf den guten zehnten Platz: der Startschuss einer erfolgreichen Karriere als Schlagersängerin.

Ein Jahr später trällerte Tony Wegas das von Dieter Bohlen geschriebene "Zusammen geh'n" und wurde damit ebenfalls Zehnter. Mit "Maria Magdalena" wurde es im Folgejahr der 14. Rang. Danach erlebte Anton Hans Sarközi so manche Höhen und Tiefen, aber das ist eine andere Geschichte.

Und nochmals ein zehnter Platz: "Reflection" erwies sich 1999 für die Linzerin Bobbie Singer jedoch nicht wirklich als Karriere-Sprungbrett.

Top, 5. – Nadine Beiler (2011)

Ein Stechen um Platz fünf mit den Rounder Girls (14. Platz 2000 für "All to you"), doch ich entscheide mich knapp für Nadine Beiler: Mit einer großen Stimme, ebensolchen Erwartungen und einem aus der Feder von Austropop-Urgestein Thomas Rabitsch stammenden Song war das Tiroler Goldkehlchen nach Düsseldorf gereist – und musste sich schließlich mit dem doch enttäuschenden 18. Rang zufrieden geben. "The Secret Is Love" war zweifelsohne besser als der aserbaidschanische Siegertitel, möglicherweise kostete der etwas gewöhnungsbedürftige optische Auftritt Beilers, der stark an die Anfangsjahre des Grand Prix angelehnt war, aber einige Plätze.

Top, 4. – George Nussbaumer (1996)

Der Vorarlberger George Nussbaumer schrieb anno 1996 als erster blinder Teilnehmer überhaupt Grand-Prix-Geschichte. Seine beschwingte Dialekt-Nummer "Weil’s dr guat got" (Platz 10) macht auch heute noch ziemlich Spaß – zudem legte die wohl berühmteste Handarbeitslehrerin der Nation quasi als Intro einen bemerkenswerten Gastauftritt hin.

Top, 3. – Alf Poier (2003)

Der steirische Anarcho-Clown Alf Poier stellte 2003 eindrucksvoll unter Beweis, dass auch das Brechen sämtlicher Song-Contest-Konventionen zum Erfolg führen kann: Mit seiner dadaistischen Einlage "Weil der Mensch zählt" katapultierte Poier sich und Österreich in schon lange vergessene Höhen (6. Platz) und beglückte die Welt so nebenbei mit so einzigartigen Textzeilen wie der folgenden: "Kleine Haserln haben kurze Naserln, kleine Katzerln haben weiche Pratzerln". Zwei Jahre später wurden statt ihm die Global Kryner zum Bewerb geschickt – obwohl Poier mit dem umstrittenen Werk "Good Old Europe Is Dying" im heimischen Vorentscheid eigentlich mehr Punkte eingefahren hatte. Im Vorjahr sorgte der Kabarettist mit seinen Aussagen über Conchita Wurst ("verschwulte Zumpferl-Romantik") für Aufsehen.

Top, 2. – Thomas Forstner (1989)

Zwei Jahre vor dem Debakel der große Song-Contest-Moment von Thomas Forstner: Der damals 19-jährige Niederösterreicher landete mit dem von Dieter Bohlen (!) komponierten "Nur ein Lied" auf dem geradezu sensationellen fünften Platz. Kitsch as Kitsch can, dazu ein etwas fragwürdiger Anzug in Flieder und eine Frisur, die ganz dem damaligen Zeitgeist entsprach. Ans Herz legen darf ich Ihnen natürlich auch das ebenso unvergessliche Video. Der mittlerweile 45-Jährige konnte nach Rom 1991 nicht mehr wirklich im Musik-Business Fuß fassen und werkt heute in der IT-Branche. In den vergangenen Monaten häuften sich dann natürlich die medialen Anfragen.

Top, 1. – Conchita Wurst (2012)

Wenig überraschend auf Platz eins: Conchita Wurst. Über Tom Neuwirth und "Rise Like A Phoenix" (Sieg mit 290 Punkten) wurde schon viel geschrieben, daher folgende Beobachtung. Vielleicht hätte die bärtige Drag-Queen schon zwei Jahre zuvor gute Chancen auf den großen Triumph gehabt, mit dem mehr als ESC-kompatiblen "That’s What I Am" scheiterte sie aber bei der österreichischen Vorauswahl knapp an – den Trackshittaz.