Vom Song-Contest-Fieber ist das heimische TV-Publikum noch weit entfernt. Nur 337.000 Zuseher verfolgten die zweite Folge von „Eurovision Song Contest – Wer singt für Österreich?“ am Freitagabend im ORF. Die Woche davor waren es noch 391.000. Überraschen mag das aber nur wenige. Aufgezeichnete Shows ohne Voting erzeugen kaum Spannung. Quote und Euphorie dürften erst mit der Live-Entscheidung über Österreichs Beitrag am 13. März spürbar ansteigen.

Unterdessen nähert sich das Teilnehmerfeld für den Eurovision Song Contest ab 19. Mai in Wien seiner Komplettierung. Von 40 Teilnehmerländern haben 27 ihre Sänger bzw. Bands schon ausgewählt. Darunter befinden sich etwa Italien, Frankreich, Spanien, Dänemark, Litauen, Rekordsieger Irland oder am Wochenende Finnland. Mit dem Quartett Pertti Kurikan Nimipäivät haben die Finnen nicht nur eine ziemlich laute Punkband nach Wien geschickt, die vier Männer eint noch mehr als die Musik: Drei Mitglieder haben Trisomie 21, besser bekannt unter dem Begriff Down-Syndrom, der Vierte ist Autist. Beim Vorentscheid setzten sie sich in der Publikumswahl mit deutlichem Vorsprung durch. Die Jury, deren Stimme allerdings nur zehn Prozent zählte, favorisierte hingegen eine Boyband. Ihr Siegertitel „Aina mun pitää“ im Video:

Pertti Kurikan Nimipäivät gibt es seit 2009 und besteht aus Sami Helle, Kari Aalto, Pertti Kurikka und Toni Välitalo. „Die Mitglieder unserer Band sind vier Männer mittleren Alters, die alle geistig behindert sind“, beschreibt Sami Helle die Musiker. Ihr erstes Album erschien bereits 2010, Tourneen führten sie durch Finnland, Norwegen und Deutschland. Bekannt machte sie auch die Dokumentation „The Punk Syndrom“ von 2012, ein filmisches Porträt über die Band. Mit ihrem Titel „Aina mun pitää“ („Ich muss immer“) treten Pertti Kurikan Nimipäivät im ersten Semifinale am 19. Mai an. Neben dem Finaleinzug hoffen die Musiker auch, mit ihrer Teilnahme das Interesse an Trisomie 21 zu erhöhen. Das Video zeigt ihren Live-Auftritt im finnischen Fernsehen:

Griechenland, Portugal und Rumänien entscheiden noch diese Woche über ihren Vertreter. Deutschlands Vorentscheid steigt am 5. März live in der ARD. Große Stars finden sich unter den acht Acts nicht. Die Bekanntesten sind Andreas Kümmert, der 2013 „The Voice of Germany“ gewonnen hat, und das Duo Mrs. Greenbird, dem der Sieg beim „X Factor“ 2012 gelang.

DANIEL HADLER, CHRISTOPH STEINER