Das Konzept der Auftaktsendung war stimmig, doch die Quote etwas enttäuschend: Im Schnitt 391.000 Zuschauer interessierten sich für die erste Runde auf dem Weg zum rot-weiß-roten Ticket beim 60. Song Contest. Heute werden die sechs verbliebenen Gruppen bzw. Künstlerinnen auf ihre musikalische Bandbreite „abgeklopft“ (ORF eins, 20.15Uhr). Wobei die zweite Show dramaturgisch wenig zu bieten hat. Das Saalpublikum kann zwar abstimmen, die Bewertung bleibt jedoch ohne Konsequenzen. Je zwei Darbietungen der sechs Kandidaten machen den Abend außerdem etwas langatmig.

Zuerst geht es um Coverversionen, allerdings um keine aus der Song-Contest-Geschichte. Eurovisionsnostalgiker werden wohl Interpretationen von ehemaligen Siegertiteln vermissen. Der Bogen reicht von Bob Marley bis zu den Beatles. Die Mundart-Band Folkshilfe baut in ihr Medley gar einen Hit von Jennifer Lopez ein. Im zweiten Teil der Präsentationen sollen die Acts die Coaches mit einer Idee verblüffen. Bühne frei für Bauchtanz oder singende Akrobaten? Nein. Echte Überraschungen bleiben aus, Zoe etwa singt Musical und das Trio Johann Sebastian Bass spielt eine Eigenkomposition. Dass für Coach Nazar die Perücken-Formation als einziger Teilnehmer als tauglich für den 23. Mai gilt, bleibt kein Geheimnis.

Songschreiber-Camp

Zoe hingegen, Jüngste der Vorentscheidungstruppe, muss sich wohl noch bei ihrem Vater Christof Straub, dem Kopf von Papermoon, durchsetzen. Er redet bei allen Entscheidungen mit, wie man im Laufe der Sendung sehen kann. Kollegin Celina Ann überzeugt ebenfalls stimmlich, ist aber unter einem Dutzend europäischen Sängerinnen womöglich zu austauschbar und unauffällig. Spannend wird es nächsten Freitag: Da hören wir das Ergebnis des Songschreiber-Camps, in dem die potenziellen Lieder für den 23. Mai entstanden sind.

CHRISTIAN UDE