Die noble Geste, zum Auftakt Grazer Bands spielen zu lassen, wurde durch den Umstand, dass jede Gruppe magere zehn (!) Minuten Spielzeit hatte, etwas getrübt. Dennoch machten die Jungspunde wie etwa Mad Soul Empire gute Figur und profitierten nach eigenen Angaben von den Backstagebegegnungen mit den gereiften Kalibern. Bei kühlen Julitemperaturen passt eine Band mit Namen Ill Nino recht gut in die Abfolge, ehe eine der wenigen Metal-Frontfrauen überhaupt den eingangs erwähnten „Old School Metal“-Sager ins Spiel brachte: Doro Pesch und ihre Mannen fegten herrlich retro durch ihr Repertoire. Nachzuhören übrigens im Dezember im Grazer Explosiv (Link: Tickets kaufen!).

Sowohl Doro als auch die nachfolgenden Teutonen-Metaller Accept, die mit immerhin zwei Originalmitgliedern an Bord ihre eher stumpfen Strukturen abfeuerten, fanden beim alters- wie auch quotenmäßig gut durchmischten Publikum großen Anklang, wenn auch die knapp 5000 Besucher zahlenmäßig deutlich weniger waren als in den Jahren zuvor.

Mustergültig exakt

Die zeitmäßige Abfolge des Programms erfolgte mustergültig exakt: Hut ab! Selbigen nehmen sollte wohl jener Verantwortliche, der die Erlaubnis gab, hopfenhältige Getränke auf dem Gelände in Dosen (!) zu verkaufen.

Musikalisch bewegte sich das Programm eindeutig in die neunziger Jahre: Korn waren ein führender Vertreter des so genannten Nu-Metal - und auf Tour mit ihrem Debütalbum "Korn" (1994). Perfekt und exakt gespielt, ernteten die Kalifornier - die übrigens noch bis Samstag in Graz blieben - nicht ganz die Resonanz der deutschen Abfolge zuvor. Das machte dann der Headliner Judas Priest wieder wett, der dank „Metal God“ Rob Halford am Mikro - und später traditionell mit dem Motorrad einfahrende Frontmann - zeigte, was musikalisch unter „British Steel“ zu verstehen ist. Wobei in punkto Spielfreude ausgerechnet Gitarrist Richie Faulkner, der mit 35 Jahren mit Abstand jüngste in der Band, für Stimmung sorgte, während die restliche Kombo eher im Routinemodus diverse Klassiker wie „Hellbent For Leather“ oder „Breaking The Law“ über die Rampe donnerte. Und alles mittels Vidiwalls bildmäßig hervorragend in Szene gesetzt.