Ex-Beatle Ringo Starr produziert auch mit 74 Jahren noch ein Album nach dem anderen. Dazu trägt er heute Vollbart und Sonnenbrille statt Pilzkopf und Anzug. Musikalisch aber bleibt die Schlagzeug-Legende mit "Postcards from Paradise" ihren Wurzeln treu. Andererseits ist der Name Ringo Starr auch auf ewig mit den Beatles verbunden. Ringo, der Schlagzeuger, Ringo, der Spaßvogel.

Als Liedermacher fiel er bei den "Fab Four" allerdings kaum auf. Machte er Paul oder John mal einen Vorschlag, waren seine Melodien meist unbewusste Covers von Songs aus dem Radio, wie Ringo mal gestand. Trotzdem hatte Richard Starkey, so sein bürgerlicher Name, auch allein noch mehrere Hits. Die letzten Charterfolge liegen nun schon eine Weile zurück, doch "Postcards from Paradise" ist immerhin Ringos 18. Solo-Album. Dazu tourt der 74-Jährige mit befreundeten Musikern, den "All-Starrs", um die Welt. "Mit jedem Song, den ich schreibe, werde ich ein bisschen jünger", sagt er. Im April wird Ringo Starr in die Hall of Fame des Rock'n'Roll aufgenommen.

Wattewölkchen aus gleichmäßigen Rhythmen

"Rory and the Hurricanes" heißt der erste Song der neuen Platte, in Anlehnung an Ringos erste Band noch vor der Beatles-Zeit. Aber so rockig wie dieser Name es verspricht wird das Album selten. Statt Wirbelwinde zu entfachen gleitet Ringos Gesang über Wattewölkchen aus gleichmäßigen Rhythmen. Auch im Titelsong "Postcards from Paradise", in dem fast jede Zeile einen alten Beatles-Song zitiert und von dem Ringo selbst behauptet: "Jemand hat mir gesagt, das klingt wie ein Hit." Der Klang ist eine rosarote Reminiszenz an früher, als die Beatles noch neu waren und Popstars von Frieden und Liebe sangen. Oder eine Vertonung von Ringos Botschaften bei Twitter: Dort versorgt er seine Fans stündlich mit Herzchen und Blumen-Emoticons. Wohlgelaunte Beats, die niemandem wehtun, Musik zum Zurücklehnen - doch echte Höhepunkte fehlen.