Die Ansagen liest er vom Blatt - sein Deutsch ist sympathisch. Drei Teile werde das Konzert haben, erklärt Peter Gabriel. Eine akustische Vorspeise, eine ziemlich elektronische Hauptspeise und als besondereres Dessert das gesamt "So"-Album, mit dem Gabriel vor mehr als einem Vierteljahrhundert den kommerziellen Gipfelsturm absolvierte.

Zuerst war die Bühne in klares weiß getaucht, mit der Elektronik kam dann die aufwändige Bühnentechnik in Bewegung. Lichterkräne, die ihre Fühler wie Rieseninsekten ausstreckten. Mit den Orginalmusikern tritt der Engländer auf, eine Weltklasseformation. Gabriel selbst ist ein charismatischer Frontmann, ein Fachmann für Tiefgang und tiefgründige Inszenierungen. Der Song "Family Snapshot", der Aufschrei eines mordenden Kindes, erzeugt Gänsehaut, "Digging in the dirt" kommt brutal-brachial über die Rampe, beim Klassiker "Solesbury Hill" darf mitgeklatscht werden. Die vielen Kameras deuten einen digitalen Überwachungsstaat an, in dem niemand mehr "Self Control" hat.

Teil drei, roter Regen fällt von der Bühne, dann der legendäre "Sledgehammer", der noch immer kräftig zuschlägt."Don`t Give Up" ist noch immer ein schönes Rührstück, "Big Time" könnte der Titel des Abends sein, die Antiapartheid-Hymne "Biko" entlässt das Publikum in die Nacht. So erfolgreich und gleichzeitig blitzgescheit kann Populärmusik sein. "Back to front" heißt die laufende Tournee. Willkommen zurück. Wobei: War Gabriel je weg?

Eine ausführliche Kritik lesen Sie bitte morgen.

BERND MELICHAR