W elche Aufgabe haben die heuer erstmals von Ihnen geleiteten Salzburger Festspiele?

ALEXANDER PEREIRA: Die Salzburger Festspiele sollten sich als Impulsgeber für die gesamte Weltkulturszene verstehen, weil sie sicher das bedeutendste Festival des Musiktheaters und des Theaters auf der Welt sind. So gesehen gibt mir die neue "Ouverture spirituelle" große Hoffnung, dass man sich in Zukunft mehr für geistliche Musik interessiert.

Welche Schwerpunkte wollen Sie in Salzburg setzen?

PEREIRA: Es gibt natürlich die Platzheiligen Mozart und Strauss und die Neue Musik. Also: Die Tradition bewahren und neue Entwicklungen vorantreiben. Deshalb habe ich für jedes meiner nächsten Jahre einen Kompositionsauftrag für eine Oper vergeben. Für 2013 an György Kurtag, für 2014 an Marc-André Dalbavie, für 2015 an Thomas Adès und für 2016 an Jörg Widmann.

Dass Sie in Ihrem ersten Salzburger Sommer die drei populärsten Opern spielen, hat Ihnen einige Häme eingebracht.

PEREIRA: "Carmen" stand ja schon fest, bevor ich bestellt wurde. Bei Mozart wäre es fragwürdig, wenn ich mit dessen "Apollo und Hyacinth" meine erste Saison beginne. Da die drei da-Ponte-Opern in den letzten Jahren ausgiebig gespielt worden sind, ist das logische Stück "Die Zauberflöte". Es ist noch logischer, wenn Nikolaus Harnoncourt das Werk dirigiert und es das erste Mal sein wird, dass die Salzburger Festspiele in einer Premiere eine große Mozart-Oper auf historischen Instrumenten spielen lassen.

Sie wollen Ihre Opernproduktionen jeweils nur einen Sommer lang spielen, verkaufen aber die "Ariadne" an die Wiener Staatsoper.

PEREIRA: Ich habe da keine Exklusivitätsansprüche, was das Nachspielen betrifft und ich sage auch nicht, dass es nie eine Wiederaufnahme geben wird. Aber nur dann, wenn der Dirigent, der Regisseur sowie fast alle Sänger der Premiere wieder zur Verfügung stehen. Sonst wird es Repertoiretheater und ist kein Festspiel.

Wie weit sind Ihre Opernpläne für Salzburg schon fixiert?

PEREIRA: Weitgehend bis 2015, samt den Leading Teams, über die ich jetzt aber nichts sage.

Mit Plácido Domingo und José Carreras holen Sie nach jahrelanger Abwesenheit zwei Startenöre wieder nach Salzburg, die sich im Spätherbst ihrer Karriere befinden. Sind Ihnen große Namen als Kassenmagneten wichtig?

PEREIRA: Die Salzburger Festspiele haben eine gewisse Verpflichtung, großen Künstlern der Vergangenheit Danke zu sagen.

Sie haben in Salzburg die Zahl der TV-Mitschnitte deutlich in die Höhe geschraubt. Wie wichtig ist Ihnen die mediale Vermarktung?

PEREIRA: Eine Institution wie die Salzburger Festspiele hat die Verpflichtung, ihre Türen für möglichst viele Menschen offen zu halten. Es spielt natürlich eine große Rolle, ob ich sechs Aufführungen für 1600 Leute mache oder über das Fernsehen nochmals 250.000 Zuschauer erreiche. Verdienen lässt sich daran nichts.

Sie haben die Zahl der Eintrittskarten massiv erhöht. Gibt Ihnen der Vorverkauf recht?

PEREIRA: Wir liegen 23 Prozent über der Zahl des Vorjahres.

Spüren Sie keine Krise?

PEREIRA: In Krisenzeiten sind Weltunternehmen wie die Salzburger Festspiele besonders gefragt. Deswegen muss man sie zum Nutzen der Heimat global einsetzen.

Mit Ihrer Expansionspolitik sind Sie auf Kollisionskurs zum Kuratorium geraten. Erwarten Sie, dass dieser Aufsichtsrat in seiner nächsten Sitzung am 26. Juli Ihre Pläne für 2013 billigt?

PEREIRA: Bei etlichen Gesprächen sind viele Positionen klarer geworden. Es ist nicht unmöglich, dass wir uns einigen werden.

Werden Ihnen die Sponsoren die Treue halten?

PEREIRA: Selbstverständlich. Ich habe jetzt 30 Jahre Erfahrung im Sammeln von Geld.

Sie und Präsidentin Helga Rabl-Stadler sind Weltmeister im Akquirieren von Sponsorgeldern. Was passiert, wenn Sie beide aufhören?

PEREIRA: Ist das ein Grund, die Festspiele in den nächsten Jahren weniger interessant zu machen? Es gibt im internationalen Markt mindestens fünf Leute, die mit so einer Situation umgehen können.

Wie locken Sie ein neues, junges Publikum nach Salzburg?

PEREIRA: Wir haben erstmals ein Kinderprogramm aufgelegt und werden es intensiv weiter führen, denn man muss die Kinder zwischen 6 und 8 Jahren abholen muss.

Wie viel Zeit werden Sie in Salzburg verbringen?

PEREIRA: Ich lebe in Salzburg und habe mir ein Haus gekauft, in das ich im Oktober einziehen werde.

Außer Musik lieben Sie auch Pferde. Ist das eine Passion oder ein Investment?

PEREIRA: Das ist eine private Passion, die ich von meinem Onkel und meiner Schwester mitbekommen habe, für die ich aber immer weniger Zeit finde.