Diese Sendung und ihre Gestalter sind ein Phänomen. Auch die 19. Staffel der 1997 gestarteten "Liebesg'schichten und Heiratssachen" sahen im Vorjahr durchschnittlich 905.000 Österreicher. Trotz oder gerade weil sich in 19 Jahren nichts am Format geändert hat. Singles erzählen, warum sie welchen Partner suchen, und Elizabeth T. Spira lässt sie (aus-)reden. Von den 931 Suchenden hatten bislang über 250 Glück. 44 Paare haben geheiratet. Am Montagabend läuft die 20. Staffel an (ORF 2, 20.15 Uhr). Im Anschluss folgt ein neues Porträt über die promovierte Publizistin.

Frau Spira, Sie entscheiden sich stets von Jahr zu Jahr ob Sie die "Liebesg'schichten und Heiratssachen" weitermachen. Wann fiel der Entschluss zu dieser, der 20. Staffel?
ELIZABETH T. SPIRA: Das war im Herbst 2015. Andernfalls müsste ich mich auf ewig von meinem Team verabschieden, was ich nicht möchte. Wir sind wie eine kleine Familie und es ist einfach lustig zu arbeiten. Manchmal, nicht immer! In der Hitze ist es nicht lustig zu drehen und zu schneiden.

Hat sich an Ihrem Credo "Pläne verstopfen die Zukunft, also lebe ich planlos" etwas geändert?
SPIRA: Nein, ich bin launenhaft und planlos. Ich halte mich nie an das, was ich sag.

Sind Sie öfter gut gelaunt oder häufiger übellaunig?
SPIRA: Ist es heiß und ich muss arbeiten, beginne ich übellaunig zu werden, oder wenn mich jemand sekkiert. Aber normalerweise bin ich frohen Mutes.

So eine runde Zahl wie Staffel 20, das klingt doch gut. Ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören?
SPIRA: Klingt gut, stimmt. Aber was weiß ich. Fragen Sie mich im Herbst und sekkieren Sie mich nicht jetzt damit.

Obwohl es für beinahe jeden immer einfacher wird, im Internet auf Partnersuche zu gehen, verzeichnen Sie keinen Rückgang bei den Bewerbungen?
SPIRA: Nein. Einige, die sich bei uns melden, haben mit Internetbekanntschaften auch eine Pleite erlebt. Und es gibt etliche, denen das Internet weiter Angst macht.

Und jemand wie der 92-jährige Herr Leopold, aus der Sendung am 11. Juli, wird wohl auch nicht mehr online gehen.
SPIRA: Sicher nicht. Und nächste Woche drehen wir bei einer 96-jährigen Dame, die eine ihrer großen Lieben im Zweiten Weltkrieg verloren hat. Sie fängt mit dem Internet auch nichts an.

Leopold (92) sucht in der Sendung am 11. Juli eine Frau
Leopold (92) sucht in der Sendung am 11. Juli eine Frau © ORF

Haben Sie eine Erklärung dafür, warum die Quoten der "Liebesg’schichten" auch nach bald 20 Jahren noch immer so stabil hoch sind?
SPIRA: Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Wir sind einfach wirklich gut (lacht)!

Kann es auch daran liegen, dass Liebe und Neugier zeitlos sind?
SPIRA: Auch. Der Mensch will Schicksale sehen, man freut sich, wenn es jemandem noch schlechter geht als einem selbst, oder man ist traurig, wenn es einem anderen schlechter geht als einem selbst. Man schaut, ob jemand dabei ist, der einem gefallen könnte, oder man macht sich über Kandidaten lustig. Es gibt viele Motive, zuzusehen.

Was können Sie über die Kandidaten 2016 schon verraten?
SPIRA: Es gibt ein paar Verrückte, sehr viele Normale, ein paar Lustige und ein paar Traurige.

Gibt es wieder jemanden wie 2014, der sich für einen Indianer hält, aber kaum reiten kann?
SPIRA: Leider nicht, auf den Indianer von heuer warten wir noch.

Manchen Zusehern sind Sie zu neugierig, zu voyeuristisch.
SPIRA: Die müssen ja nicht zusehen. Aber wenn ein Fernsehmensch wie ich nicht keinen voyeuristischen Blick hat ist, also gerne hinschaut, dann hauts mich aus dem Fernsehen raus.

Sie sagen oft, dass Sie die Wohnungen der Kandidaten sehr interessieren. Wie haben sich "die Zuhause" der Kandidaten seit Staffel eins verändert?
SPIRA: Sie sind langweiliger geworden und haben die Ästhetik eines Möbelhauses. Man erkennt, dass Sitzbank, Teppich, Tischtuch und Bild aus demselben Geschäft stammen. Besonders vermisse ich die Südsee- oder Großglockner-Tapeten.

Sie sind seit 40 Jahren glücklich verheiratet. Ihr Rezept?
SPIRA: Man soll auch Distanz zulassen und nicht Tag und Nacht zusammenpicken. Ich freue mich sehr – und Hermann auch, glaube ich –, wenn ich wegfahre, und wir freuen uns aber beide, wenn ich wieder zurückkomme.

Zur Welt gekommen sind Sie in Glasgow. Haben Sie heute noch Heimatgefühle?
SPIRA: Ich liebe meine Schotten, gerade jetzt. Und ich wünsche mir, dass sie sich von Großbritannien trennen und bei der EU bleiben dürfen.

Elizabeth T. Spira mit ihrem Mann Hermann
Elizabeth T. Spira mit ihrem Mann Hermann © ORF