Brutalhumor, Geschmacklosigkeit und Seichtgebiete: Das hat man ihm oft vorgeworfen. Manfred Deix konterte stets: "Karikatur ohne Bissigkeit, Drastik und Schärfe ergibt für mich keinen Sinn." Und weiter: "Wer denn, wenn nicht Satiriker soll die Dinge beim Namen nennen."

Der große österreichische, politische Zeichner und Karikaturist Deix ist am Samstag 67-jährig nach langer, schwerer Krankheit gestorben. Das bestätigte der Direktor des Karikaturmuseums Krems, Gottfried Gusenbauer, am Montagfrüh. Seine gezeichneten und gemalten Zeitkommentare machten ihn beim breiten Publikum populär. Er verlieh der österreichischen Seele erschreckend genau Ausdruck. Der ORF ändert anlässlich des Todesfalls sein Programm.

"In erster Linie war er politischer Karikaturist, aber er zählte mit Sicherheit zu den ganz großen Künstlern Österreichs", so Gusenbauer in einer ersten Einschätzung.

Start in der Kirchenzeitung

Manfred Deix wurde am 22.2.1949 in St. Pölten geboren. Bereits als Kind zeichnete er gerne und viel, schon als Elfjähriger bekam er eine wöchentliche Comic-Strip-Serie in der "Niederösterreichischen Kirchenzeitung". An der Höheren Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien studierte er ab 1965 gemeinsam mit dem späteren Roncalli-Gründer Bernhard Paul und den Malern Josef Bramer und Gottfried Helnwein. 1968 inskribierte er an der Akademie der bildenden Künste am Schillerplatz. Ab 1972 gab es erste Veröffentlichungen seiner Blätter in Magazinen wie "profil", "trend", später auch für "stern", "Spiegel", "pardon" und andere. Seine gezeichneten und gemalten Zeitkommentare und Titelblätter machen ihn beim breiten Publikum populär, seine Verspätungen bei Abgabeterminen bei den Herausgebern berüchtigt.

In den Duden aufgenommen

Die Untiefen und Bodenlosigkeiten der österreichischen Seele lotet das Enfant terrible der heimischen Zeichnerszene schonungslos aus. Die von ihm dargestellten Typen haben als "Deix-Figuren" geradezu sprichwörtliche Bedeutung gewonnen und wurden sogar in den Duden aufgenommen, wobei für den schadenfrohen Betrachter natürlich immer die anderen gemeint sind. 1980 erschien mit "Cartoons" der erste Deix-Sammelband in Buchform. Zahllose weitere folgten, darunter "Der dicke Deix", "Der goldene Deix" "Dichter Deix", "Der heilige Deix" und "Für immer Deix!"

Deix, dessen Signatur statt eines i-Punktes eine kleine Königskrone schmückt, ist auch als leidenschaftlicher Katzen-Liebhaber und ebenso fanatischer Verehrer der US-Band "Beach Boys" bekannt. 1984 traf er die Musiker erstmals persönlich (und stand 15 Jahre später beim Wiener Donauinselfest gemeinsam mit ihnen auf der Bühne). Im Rahmen desselben USA-Aufenthaltes heiratete er auch seine langjährige Lebensgefährtin Marietta. Der Zeichner hat auch Bühnenausstattungen und Kostüme entworfen (u.a. für "Arturo Ui" am Burgtheater und "Kehraus um St. Stephan" an der Staatsoper) und zahlreiche Figuren und Objekte gestaltet.

"Wenn man das Glück einer guten Beobachtungsgabe hat, läuft eigentlich alles von selbst. Seit meiner Kindheit habe ich nichts lieber getan, als Menschen zu beobachten", so der sich selbst als "Harmoniejunkie" charakterisierende Cartoonist, dem Playboymentalität und Altherrengeilheit definitiv zuwider sind. An Tabus zu kratzen und gewisse Mitmenschen zur Weißglut zu reizen war hingegen immer eine vergnügliche Aufgabe. "Als Zwanzigjähriger hab ich mir immer gedacht, ein Vierzigjähriger ist das Allerletzte", bekannte Deix im APA-Interview zum 60er. Im Karikaturmuseum Krems, an dessen Gründung er beteiligt war, ist er mit einer Dauerpräsentation vertreten.