Sein Blick hat uns Persönlichkeiten wie Thomas Bernhard, Maria Lassnig oder Elfriede Jelinek nähergebracht: Der Fotograf Sepp Dreissinger hatte im Laufe seiner Karriere unzählige Stars vor der Linse und sie stets mit einem künstlerischen Zugang eingefangen. Am 25. Juni feiert der gebürtige Vorarlberger, der heute in Wien lebt und arbeitet, seinen 70. Geburtstag.

Klassische Porträts

Seine erste Annäherung an die Kunst war eine musikalische - studierte der 1946 in Feldkirch geborene Dreissinger doch ab 1971 am Salzburger Mozarteum Musik. Nur wenige Jahre später begann aber dann die intensive Auseinandersetzung mit einem anderen Medium: der Fotografie. Für seine künstlerische Herangehensweise hat sich Dreissinger auf die klassische Schwarz-Weiß-Porträtfotografie spezialisiert und sich im Laufe der Jahre vor allem durch Fotoserien bekannter Protagonisten der heimischen Kunst- und Kulturszene einen Namen gemacht.

Thomas Bernhard in bekannter Pose
Thomas Bernhard in bekannter Pose © Sepp Dreissinger

1981 war er Gründungsmitglied der Galerie Fotohof in Salzburg, zwei Jahre später verschlug es ihn in die Bundeshauptstadt. 1987 kam Dreissinger dank eines Fotostipendiums nach Rom, bevor er Anfang der 1990er-Jahre eine Zeit lang in Paris seiner Passion nachging. Neben Fotoserien über Künstler wie Bernhard, Jelinek, Friedrich Gulda oder H.C. Artmann, die ihm breite Bekanntheit einbrachten, gab es bald auch umfangreichere Arbeiten wie etwa "Alles Theater": Für das 2000 im Deuticke Verlag erschienene Buch porträtierte er 111 Schauspielstars des deutschen Sprachraums. Drei Jahre später folgte eine genaue Betrachtung der "Volksoper Wien" (Bibliothek der Provinz) mit 83 Porträts.

Aus Liebe zum Theater

Die Zuwendung zum Theater sollte sich auch danach fortsetzen: 2005 waren im Rahmen eines Tages der Offenen Tür im Burgtheater 82 Schauspieler des Hauses im Porträt zu sehen. Weiters bezog er sich mit der Arbeit "artgenossen" auf die legendären "Screen Tests" von Andy Warhol, bat Dreissinger doch seine Kollegen, eine Minute direkt in die Filmkamera zu blicken. Für diesen ersten filmischen Ansatz kamen Künstler wie Ilse Aichinger, Barbara Albert, Elfriede Jelinek und Franz West seiner Aufforderung nach. Aber nicht nur diese teils stoischen Begegnungen hat Dreissinger eingefangen (und dafür bei der Diagonale 2006 den Preis für die beste Kurzdoku erhalten), sondern sich in jüngster Zeit auch "Österreichischen Schriftstellern & ihren Kaffeehäusern"gewidmet.

Hatte einen besonderen Draht zur Künstlerin Maria Lassnig
Hatte einen besonderen Draht zur Künstlerin Maria Lassnig © Sepp Dreissinger

Im Vorjahr hat der Fotokünstler das Buch "Maria Lassnig. Gespräche & Fotos" vorgelegt. In diesem Zusammenhang ist auch der Film "Es ist die Kunst, jaja..." entstanden. Warum er scheinbar einen besonderen Draht zu den von ihm Porträtierten aufbauen konnte, erklärte Dreissinger Anfang des Jahres gegenüber der "Presse" folgendermaßen: "Ich habe anscheinend die Gabe, beim Fotografieren eine entspannte Atmosphäre herzustellen und dann aus der vorhandenen Situation den entscheidenden Augenblick zu erwischen."