Dass der 28-Jährige dabei möglicherweise den frisch amtierenden Bundespräsidenten so einbeziehen wird, wie er es dem Wiener Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) auf der Festwochen-Bühne getan hat, darauf freut sich Habjan besonders. Schließlich habe die einzige "Einflussnahme" der Festwochen auf seine Gestaltung aus dem Ersuchen bestanden, von der Bühne keine Wahlempfehlungen abzugeben, erzählt er im APA-Gespräch. "Ich habe gar kein Problem, mich öffentlich zu positionieren - habe allerdings immer den Vorteil, dass ich ja meine Puppen sprechen lassen kann."

Deren Darstellung polarisierte jedenfalls und führte im Internet zu Beschimpfungen bis hin zu Morddrohungen. "Auf Facebook schreiben die Leute ganz direkt, was sie denken. Heute braucht man dafür keine Zauberformeln mehr wie 'Ich bin ja kein Nazi, aber...' oder 'Man darf das ja eigentlich nicht sagen, aber...'" Stolz ist Habjan darauf, dass es ihm gelungen ist, mit einem seiner Hass-Poster in Dialog zu treten: "Im zweiten Wahlgang hat er dann Van der Bellen gewählt..."

In Bregenz ist das Multitalent mehrfach im Einsatz. Auf Bitten der Intendantin hat er als Kunstpfeifer "Nessun dorma" für die Telefonwarteschleife eingepfiffen, für die "Staatsoperette"-Oper von Otto M. Zykan die Puppen der historischen Führerfiguren hergestellt. "Hitler und Mussolini sind schon fertig", sagt er und zeigt auf seinem Smartphone stolz die Konterfeis her. Auch der Operndirigent Karl Böhm wartet als Puppe bereits auf seinen Einsatz im Rahmen eines Grazer Projekts, bei dem Böhms Biografie kritisch beleuchtet wird. Dass Habjan nicht nur hoch musikalisch ist, sondern auch ein begnadeter Stimmenimitator, erstaunt da nicht mehr.

Puppen haben dem in Wien lebenden Grazer die Triumphe seiner steilen Karriere beschert. Das Stück "F. Zawrel - erbbiologisch und sozial minderwertig" von ihm und Simon Meusburger wurde 2012 mit einem Nestroy-Preis ausgezeichnet, erst vor wenigen Tagen bekam er für die Produktionen "Fasching", "Das Missverständnis" und "Das Wechselbälgchen" den Publikumspreis des Wiener Volkstheaters. Und die Puppen sorgen auch dafür, dass in dem von seiner Mutter verwalteten Kalender ("Für die Finanzen ist dagegen mein Vater verantwortlich. Es ist toll, wenn das jemand macht, dem man hundertprozentig vertraut", strahlt Habjan) bereits weit voraus kaum mehr ein Termin frei ist.

Am 17. November wird im Wiener Rabenhof eine "Kottan"-Produktion Habjans Premiere haben, im Volkstheater wird er im April des kommenden Jahres "Nathan der Weise" inszenieren - ein großer, schwieriger Klassiker. "Ich mach mir da gar keinen Stress. Auch bei meiner 'Faust'-Inszenierung am Grazer Next Liberty hat sich gezeigt: Gerade bei spröden Stoffen und verdichteten Texten bringen Puppen ganz andere Parameter mit ins Spiel."

Während die immer häufigeren Regieangebote meist implizieren, dass sich die Auftraggeber nicht nur Regisseur Habjan, sondern auch seine Puppen wünschen, denkt er bereits an den nächsten Schritt: "Wenn ich es für notwendig finde, wird es immer Puppen geben. Ich möchte aber nicht darauf reduziert werden. Ich würde mich freuen, wenn man mich einlädt, Regie mit Menschen zu machen. Einen Nestroy etwa würde ich sehr gerne ohne Puppen machen."

Zuvor jedoch entert Habjan die Opernbühne - nicht verwunderlich, hat er doch an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien Opernregie studiert. Am Prinzregententheater der Bayerischen Staatsoper in München wird er Carl Maria von Webers selten gespielte romantische Oper "Oberon, König der Elfen" inszenieren. Mit Dirigent Ivor Bolton und Sängerin Annette Dasch hat Habjan dafür erstklassige künstlerische Partner. Auch für die Zürcher Oper bereitet er ein Projekt vor.

Oper sei prädestiniert für Puppenspiel, meint er und zeigt ein paar große, einschlägige Gesten vor, die man Sängern im heutigen Opernbetrieb zunehmend abzugewöhnen versucht: "Eine Puppe dagegen darf das. Sie wird immer berührend und philosophisch sein." Auch, dass Puppen intimen Rahmen bräuchten, sei eine Mär, sagt der Experte - und verweist auf die erfolgreiche Transferierung seines "Herrn Karl" in das Burgtheater, wo er am 24. Juni nach zwei Silvestervorstellungen 2015 und 2016 zum dritten Mal auftreten wird.

Bei so vielen Plänen muss anderes auf der Strecke bleiben. Die Co-Direktion im kleinen Schubert Theater in Wien-Alsergrund, das er gemeinsam mit seinem Kompagnon Simon Meusburger seit 2008 zu einem neuen Zentrum des Figuren- und Puppentheaters in Wien gemacht hat, hat er kürzlich zurückgelegt. "Ich bin in Freundschaft gegangen", versichert er, lässt aber auch ein wenig anklingen, dass ihm manches, was dort künftig gemacht wird, "zu gefällig" scheint. "Ich bin total stolz darauf, was wir da geschafft haben. Es war für mich ein Sprungbrett. Jetzt müssen es andere Leute nutzen."

Bei einem Projekt für das Grazer Puppentheaterfestival "La Strada" 2018 wird das Schubert Theater allerdings als Koproduzent auftreten. Unter der Regie seines Lehrers, des australischen Puppenspielers Neville Tranter, wird er dessen Produktion "Schicklgruber alias Adolf Hitler" spielen. Dieser Danse macabre im Führerbunker war 2003 bei den Wiener Festwochen zu sehen. "Leider hat die Produktion seither nichts von ihrer Wichtigkeit eingebüßt."

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)