Auf drei Stockwerken sind fünf Filme, sowie Leuchtkästen, Digitaldrucke und Banner aus den vergangenen 20 Jahren zu sehen. "Die Arbeiten sind meist in einem sehr spezifischen Kontext entstanden", erklärt Ressler, der kürzlich den mit 25.000 Schweizer Franken (rund 23.000 Euro) dotierten und erstmals vergebenen "Prix Thun für Kunst und Ethik" erhalten hat. "Es ist interessant, sie hier zueinander in Bezug zu setzen."

Es geht um die Macht der großen Konzerne, Klimawandel, um Finanz-, Wirtschafts- und Demokratiekrise. "Für mich stand immer im Zentrum, mein politisches Interesse mit der Kunst zu verbinden. Ich habe auf der Angewandten studiert und habe lange versucht, das mit den Mitteln der Malerei auszudrücken. Letztlich bin ich dabei gescheitert", so Ressler, der seither vor allem auf Plakate, Installationen und Filme setzt. "Meine Arbeiten sind auch immer wieder im Dokumentarfilmbereich zu sehen."

Ressler hat etwa einige Jahre die sozialen und politischen Bewegungen in Venezuela studiert und dokumentiert, in seiner Schau sind aber auch Filme zu sehen, in denen er etwa die Vorbereitungstrainings, die Mitarbeiter internationaler Konzerne absolvieren müssen, ehe sie in gefährliche Regionen geschickt werden, oder die unscheinbaren Firmenzentralen weltweit führender Rohstoffkonzerne zeigt, die er als Artist in Residence in Genf besucht hat. Bezeichnender Titel des Films: "The Visible and the Invisible". "Genf ist mittlerweile der weltweit wichtigste Rohstoff-Hub, und niemand weiß das", erklärt der Künstler.

Explizit politische Kunstpraxis habe in den vergangenen Jahren zugenommen, meint Ressler, "dennoch bewege ich mich natürlich in einem verhältnismäßig marginalen Bereich der Kunst. In diesem bin ich allerdings durch meine langjährige Arbeit gut vernetzt." Das zeigt sich etwa an Einladungen, die er für zwei große Einzelausstellungen im November in Istanbul und Bukarest erhalten hat, aber auch an einem Gastbeitrag, mit dem Ressler den rauen Wind der Wirklichkeit in die Ausstellung holt: Das Kunst-Aktivismus-Kollektiv "Not An Alternative" zeigt dabei Original-Zelte und -Schilde der Occupy Wall Street Bewegung 2011. "I will never pay off my student loans", heißt es dort etwa.

"Ich habe den Eindruck, dass die dringenden gesellschaftlichen Veränderungen, die es braucht, nicht von der repräsentativen Demokratie ausgehen werden. Das System ist bereits viel zu stark korrumpiert. Ohne Druck der sozialen Bewegungen wird es den notwendigen Wandel nicht geben", sagt Ressler, der auch mit einem 16-minütigen Animationsfilm zur aktuellen Staats-"Notstands"-Debatte im Zuge der Flüchtlingskrise bei der Festwochen-Schau "Universal Hospitality" in der Alten Post vertreten ist.

Als ein Sinnbild für den seit 2008 aufgebauten Druck zeigt er in einer Fotoserie übereinander liegende Manager, Polizisten und Soldaten, für ihn Protagonisten des Systems. Titel: "We have a situation here." Gleich daneben werden "failed investments" behandelt und brennende Nationalflaggen gezeigt. Die Welt gerät aus den Fugen, glaubt Ressler. Und lässt uns bis 16. Juli einen "Last Gasp Of Things As They Are" werfen.