"Ich halt’ immer einen Stein in der Hand, damit er sich nicht verredt’ und das Wetter gut bleibt." Wenn Sepp Forcher (85) für "Klingendes Österreich" vor der Kamera steht, darf seine Frau Helli nicht fehlen. In ihrer Hand, fest umklammert, ein Bergkristall. Bei den mehrtägigen Dreharbeiten im Freilichtmuseum Stübing nördlich von Graz sind sie und ihr Glücksbringer gefragt, ein turbulentes Wolkenspiel verzögert die Aufnahmen.

Das Freilichtmuseum ist eine historische Miniatur Österreichs. Im Osten liegt das Burgenland, im Westen Vorarlberg. In den Drehpausen bleibt Zeit für ein Plauscherl mit Passanten, viele wollen ein Selfie mit dem 1930 in Rom als Giuseppe Forcher geborenen Moderator. Er ist ein stiller Star des fiebrigen Fernsehgeschäfts, ohne Allüren und Geltungsbedürfnis. "Ich bin gern in fröhlicher Runde, aber das Feiern ist nicht mein Fall – das verkürzt nur das Leben." An Gründen, doch ein wenig zu feiern, würde es dem 85-Jährigen nicht mangeln. Seit 30 Jahren führt er, das ORF-Urgestein der ländlichen Kulturunterhaltung, mit bewährtem Lodenhut und schier endlosem Detailwissen durch die schönsten Winkel und Orte von Österreich und Südtirol. Der Hüttenwirt und Bergsteiger von einst wurde zum Fernsehstar. Und "der Forcher" zur unverwüstlichen Marke.An den Erfolg von „Klingendes Österreich“ hat Sepp Forcher nicht immer geglaubt. „Lang wird es die Sendung eh nicht geben“, dachte er noch vor dem Start im Juni 1986, „das war einer meiner großen Irrtümer.“ Wie viele Folgen wird er noch machen? Einen schriftlichen Vertrag mit dem ORF gebe es nicht, schmunzelt Forcher. Er mache weiter, solange er Lust dazu habe.

In der kürzlich abgedrehten 185. Ausgabe (Ausstrahlung 30. Juli) bringen Forcher und sein Filmteam – einige sind schon seit der ersten Sendung dabei – den Landstrich zwischen dem herrschaftlichen Schloss Eggenberg in Graz bis zum bestens gepflegten Freilichtmuseum in Stübing zum „Klingen“. Eine Reise von der Urbanität in die heimische Bauerngeschichte, mit Zwischenstationen bei der Ruine Gösting, der Wallfahrtskirche Maria Straßengel, dem Schloss Plankenwarth und im Geistthal.

Forcher und Steirischer Schwung in Stübing
Forcher und Steirischer Schwung in Stübing © Daniel Hadler

Die Zutaten der Volksmusiksendung sind in all den Jahren gleich geblieben: Landschaft, Brauchtum und authentische Volksmusik. Nur das einstige Pendant aus der lauten, schrillen Schlagerszene ist verschwunden, erzählt Forcher: „Damals ist ‚Klingendes Österreich‘ als Gegenpol zum ,Musikantenstadl‘ entstanden. Man hat gesagt, man muss was gegen die Verkitschung machen.“ Die Polarität hat sich aufgelöst, meint Forcher und fügt hinzu: „Im Prinzip ist ja jede Musik echt.“