Als Mister Mumford und seine Söhne am Donnerstagabend die Bühne der Wiener Stadthalle betreten, möchte man ihnen zurufen: "Ihr habt das Banjo vergessen." Doch der vorbereitete Hörer weiß seit dem letzten und dritten Album „Wilder Mind“: Die Folk-Jungs können jetzt auch anders, pop-rockiger nämlich. Und das stellen sie auch gleich mit der ersten Nummer „Snake Eyes“ klar – E-Gitarre statt Banjo ist das Motto.

Das hält aber nicht lang: Denn schon beim zweitem Act feiert die volle Halle die Rückkehr des Banjo bei „Little Lion Man“. Nicht zum letzten Mal gilt: Wer nicht hüpft, der ist ein Toter. „I really f***** it up this time“ schmettert Marcus Mumford mit dieser Stimme, in die man sich einwickeln möchte, und man will ihn beruhigen: "No, you did not, my dear" – so ganz und gar nicht.

Intime Momente

Die feine Mischung zwischen den „alten“ Folk-Nummern, für die sie das Publikum liebt, und den neuen Songs, die noch nicht ganz so leicht runtergehen, durchzieht den Abend und schafft einen Spannungsbogen mit ekstatischen Höhen und intimen Momenten. Als sich die vier auf eine Mini-Bühne in die Mitte der Halle zurückziehen und dort „Timshel“ und „Cold Arms“ akustisch intonieren, zischt die Halle „Psst“ und wünscht sich ein Lagerfeuer zum Kuscheln.

Marcus Mumford auf der Bühne
Marcus Mumford auf der Bühne © Saurugger

Apropos Intimität: Manche Besucher mögen sich noch an das letzte Wien-Gastspiel der Briten 2013 im Gasometer erinnern: Unter dem mit Lichterketten bespannten Plafond und ganz ohne Bühnenkommunikation erlebte man dort ein wahrlich intimes, aber nicht weniger euphorisierendes Treffen mit der Band.

Diese Intimität lässt die Stadthalle natürlich nicht zu. Doch auch das Auftreten ist ein anderes geworden: Für die große Halle hat Marcus Mumford brav „Guten Abend“ und „Dankeschen“ auf deutsch gelernt, er turnt einmal durch den Front-Stage-Bereich und gibt sich hautnah. Sie sind noch größer geworden, das merkt man.

Geballte Britishness

Wie laut die vier Mumfords, die sich mit Kontrabass, Trompete, Posaune und Geiger auf der Bühne verstärken, sein können, zeigen sie vor allem im Zugaben-Block: Beim The Kinks-Cover „You really got me“ schreien sie sich gemeinsam mit Vorband Bill Ryder-Jones ihre ganze Britishness aus dem Leib, mit „The Wolf“ setzen sie einen laut pulsierenden Schlusspunkt, aber nicht ohne vorher das Publikum mit „I will wait“ bedient zu haben – man dankt es ihnen mit ohrenbetäubendem Karaoke. Ja, diese Melange hat geschmeckt.