Das aktuelle Kunstgeschehen zu beobachten sei immer die selbst gestellte Aufgabe gewesen, hiess vonseiten des Essl Museums. Mit dem Labor des Wiener Künstlers sei zum Abschluss ein wegweisendes Projekt gelungen, sagte der Sammler am Mittwoch.

Zu sehen ist die Schau bis Ende Juni - dann schließt das Haus aus finanziellen Gründen die Pforten. Lorenz Seidler alias eSeL inszeniert mit seinen Foto- Arbeiten, Videos, gesammelten Flyers und Prospekten das Kunstgeschehen der vergangenen 17 Jahre. Er spielt dabei auch auf die "Gewitterwolken" über dem Privatmuseum an, thematisiert die Situation und Herausforderungen für Museen, die Tourismus- und Kulturstadt Wien und das Kunstumfeld. Und er lädt die Besucher ein, Fragen nach ihrer Einschätzung der Veränderungen in der Kunst zu beantworten. Seine "Lieblingsfrage" dabei: "Was sollte sich Ihrer Meinung nach ändern?" Die an der Wand angeschlagenen Fragebögen werden im Verlauf der Ausstellung eingearbeitet. Partizipation ist Prinzip: Unter dem Hashtag #SammlungEsel (Facebook, Twitter, Instagram) können Interessierte im Museum oder via Internet ihre persönlichen Kunstbeobachtungen einbringen.

Seismografisch

Essl zeigte sich bei der Pressekonferenz vor der Eröffnung am Abend von der Vielseitigkeit des Künstlers beeindruckt und "sehr stolz" darüber, "noch einmal etwas Besonderes und Neues" zu präsentieren. eSeL erspüre Entwicklungen wie ein "Seismograf", habe ein Archiv zur Analyse angelegt und sei ein genauer Beobachter, der in seinen künstlerischen Fotografien viel Humor zeige, ohne die Menschen bloßzustellen.

Die Anfänge der Sammlung eSeL seien mit den Anfängen des Essl Museums verknüpft, erinnerte der Sammler daran, dass Seidler (Jahrgang 1974) damals als junger Künstler bei Vernetzungstreffen seine Visionen vorstellte. Essl sah noch eine Gemeinsamkeit: "Uns beide interessiert brennend, was als Nächstes kommt" - Kunst sei ständig im Wandel begriffen.

Reverenz an Gunter Damisch

Aktuell - wenngleich aus traurigem Anlass - erweist das Haus mit der Präsentation mehrerer großformatiger Werke dem am 30. April im Alter von 57 Jahren verstorbenen Gunter Damisch Reverenz. Im Herbst wäre ursprünglich eine große Personale des Künstlers geplant gewesen.

Karlheinz Essl blickt "mit großer Dankbarkeit" zurück: Vieles sei erreicht worden, das Museum sei als "offenes Haus" geführt worden, es habe mehr als 100 teils spektakuläre Ausstellungen und tausende Vermittlungsprojekte, Konzerte und Lesungen gegeben. Die Sammlung Essl bleibe ja bestehen und werde in Kürze eine andere Heimstätte der Präsentation finden. Auch das von Heinz Tesar geplante Museum - mit den "schönsten Ausstellungsräumen, die man sich vorstellen kann" - werde nicht lange leer stehen, meinte Essl - "aber das wird die Zukunft weisen".