Mit Zubin Mehta traf es am Freitagabend aber den Richtigen, schließlich beging der indische Dirigent seinen 80. Geburtstag just in Wien als jener Stadt, in der er den Grundstein für seine Weltkarriere legte. "Du und Wien, Du in Wien - es scheint, als wäre gar nichts anderes denkbar", streute Hausherr Thomas Angyan seinem Freund im Programmheft Rosen. Über 200 Mal war der in Mumbai geborene Mehta seit 1957 schon im Musikverein zu hören. Beinahe so lange, nämlich 55 Jahre, währt schon die Zusammenarbeit mit den Wiener Philharmonikern. Mit dem gestrigen Abend bringt es der Dirigent, dem man auch zwei Lebensjahrzehnte weniger abnehmen würde, laut Philharmoniker-Vorstand Andreas Großbauer nun schon auf 286 Einsätze am Pult des Orchesters.

Entsprechend hoch war die Prominentendichte im Auditorium zur Würdigung Mehtas, dem am Vormittag bereits Bundespräsident Heinz Fischer via Schreiben seine "aufrichtige Anerkennung" ausgesprochen hatte. Gleich mehrere Altkanzler wollten sich den Dirigenten nicht entgehen lassen, und der in Pension gegangene einstige Orchestervorstand Clemens Hellsberg kehrte für das Geburtskonzert noch einmal zum Orchester zurück.

Recht klassisch gestaltete sich dabei die Programmierung mit einem reinen Beethoven-Fokus: Nach der Leonoren-Ouvertüre bestritten das Klavierkonzert Nr. 3 und die 7. Symphonie den Abend. Für das Pianowerk war auch Mehta-Freund Daniel Barenboim angereist. Im schnellen, wie oft bei Barenboim fast beiläufigen Gestus, stellte vor allem die Kadenz die Qualitäten des 73-Jährigen unter Beweis, wenn er aus dem feinsten Piano noch eine Themenvariation herausschält und der herrische Duktus des Auftrumpfens in ein neckisches Locken übergleitet.

An den Höhepunkt des Abends, die 7. Symphonie, nähert sich Mehta dann beinahe zärtlich an, lässt sich Zeit in der Ausformulierung der Motive, immer wieder gegliedert durch Generalpausen. Die Übergänge sind transparent, alles fließt stimmig und lässt doch Raum für solistische Einsätze der Instrumentengruppen. So entsteht beinahe ein kammermusikalischer Eindruck. Was in dieser Interpretation etwas verloren geht, ist die unmittelbare Eruption, das unvermeidlich Zwingende, die diesem von Rastlosigkeit gekennzeichneten Werk oft eigen ist. Dafür ist das Geschehen stets von großer Eleganz. Jede Klippe, jeder Bruch ist hier geschmeidig gerundet wie eine polierte Marmorkugel und entsprechend glatt.

Mit dem Schlussakkord war Maestro Mehta dann nicht der Einzige, der feiern konnte. Der Reinerlös des Konzerts, bei dem die Beteiligten auf ihre Gagen verzichteten, gingen an die von Mehta und Barenboim gegründeten Stiftungen respektive Amnesty International. Und getreu dem Motto "Never change a winning team" tritt das Duo Mehta/Barenboim am heutigen Samstagnachmittag abermals mit den Philharmonikern in Aktion. Allerdings stehen diesmal Schumann und Bruckner am Plan.

(S E R V I C E - )