Das Motto für das Wiener Konzerthaus laute: "Nicht immer nur staatstragend und traditionell", unterstrich Intendant Matthias Naske bei der Programm-Präsentation: "Auch wenn die Fassade 103 Jahre alt ist, gilt es, die Dinge aus der Zeit neu zu denken." Und so findet hinter der Fassade am 13. und 14. Mai wieder eine Verbindung verschiedener Kunstgattungen statt, für deren Zusammenschau erneut federführend als Kurator Franui-Mastermind Andreas Schett verantwortlich ist.

Zum Auftakt im Mozart-Saal ist dann auch Franui als Gastgeber mit Bassbariton Florian Boesch und Schauspielerin Dörte Lyssewski als Lesende zu hören. Hinzu kommen Künstler wie die Schweizer Akkordeonistin Viviane Chassot oder die bulgarische Bratschistin Daniela Ivanova. Constantin Luser präsentiert dazu seine Bildende Kunst, während in den Pausen Gemischter Satz der großen Wiener Winzer zur Verkostung geboten wird. Die Gläser könne man auch in die Säle mitnehmen, konzedierte Intendant Naske: "Aber es ist natürlich nicht das Ziel, betrunken zu werden."

Subtile Mischung

Der eigentliche Haupttag ist dann der 14. Mai, wo neben einem kleinen Prolog des Bläserensembles Gemischtes Blech kurze Simultankonzerte und die Möglichkeit, zwischen den drei historischen Sälen zu flanieren, geboten werden. Das Finale findet dann im Großen Saal mit allen Beteiligten statt. Bis dahin treffen an zwei Tagen Brahms-Lieder auf Werke von Andre Heller und Friederike Mayröcker, präsentieren Peter Matic und Karl Markovic auf einer Ebene mit dem Großmütterchen Hatz Salon Orkestar oder den Neuen Wiener Concert Schrammeln ihre Kunst, und erklingen Steve Reich und John Dowland neben kulturwissenschaftlichen Texten über Heurigenbüfetts.

Dieser übergreifende Ansatz sei im Vorjahr vor allem auch für die Musiker selbst ein völlig neues Konzerterlebnis gewesen, erinnerte sich Schett. Der Kontext sei einfach ein anderer: "Wenn man Schokolade isst und dann Wein trinkt, schmeckt das anders." Auch die Vorbereitung des Kurzfestivals laufe anders als üblich, da jedes Ensemble seine Vorstellungen in den Bottich werfe: "Und dann wird das Ganze sehr lange vergoren."

Dass er in dieser Konstellation auch einmal untätig auf der Bühne sitzen und anderen Künstlern lauschen muss, bereitet Florian Boesch keine Probleme: "Es geht um die Konstellation: Mit wem sitze ich auf der Bühne?" Und auch bei einer Matthäus-Passion dauere es 45 Minuten, bis er den ersten Ton singe. Das Schöne am "Gemischten Satz" sei, dass es kein Cross-over-Projekt sei: "Es ist ein Freiraum der Empfindung, der Wahrnehmung." Dieses offene Land bietet Bassbariton Boesch etwa die Möglichkeit, die berühmten Sopran-Arien "Piangero la sorte mia" von Händel und Dido's Lament von Purcell zu singen.