Die Rollenverteilung ist klar: Der Weißclown ist der G’scheite und der dumme August der Angeschmierte. Aber was passiert, wenn der dumme August dieses Spiel nicht mitspielen will, sein Sinn nach Höherem steht?

In den späten 90ern des 19. Jahrhunderts schlägt sich der aus der Sklaverei entflohene Chocolat (Omar Sy) bei einem grindigen Wanderzirkus in der französischen Provinz durch. Seine zirzensische Aufgabe besteht darin, als Finsterling dem unbedarften Publikum Angst einzujagen. Dabei wird er von einem Zirkusprofi, dem Clown George Footit (James Thiérrée), entdeckt. Die beiden tun sich zusammen, trainieren miteinander und entwickeln eine Nummer, die sensationell einschlägt.

Schließlich wird auch ein Zirkusgroßunternehmer auf das Duo aufmerksam und engagiert sie. Der Durchbruch ist gelungen.

Der französische Regisseur Roschdy Zem erzählt diese Geschichte in wunderschönen historisierenden Ausstattungsdetails, die die Mentalitätsgeschichte einer Kolonialnation illustrieren. Monsieur Chocolat war in der französischen Unterhaltungsbranche vor dem Ersten Weltkrieg ein absoluter Star. Der Sohn kubanischer Sklaven wurde von Toulouse-Lautrec porträtiert, die Brüder Lumière überlieferten sechs Nummern dieses Clownduos der Nachwelt.

Mit dem Erfolg als erster schwarzer Zirkusclown war für Monsieur Chocolat noch nichts gewonnen. Für seinen Partner Footit ist es völlig klar, dass er als weißer Franzose die erste Geige spielt. Der Abwehrkampf gegen die Unterordnung führt Chocolat in unterschiedliche Gefilde: ins Auftrumpfende, ins Angeberische, ins Drogenmilieu. Schließlich findet er Halt bei der verwitweten Marie (Clotilde Hesme). Um eine Stufe höher steigen zu können, schmeißt er schließlich den Zirkusjob hin. Er will ans Theater, und da bietet sich für ihn eine Rolle an: Shakespeares Othello.

Sy, dem mit seiner Rolle als Krankenpfleger und Betreuer eines querschnittsgelähmten Millionärs in „Ziemlich beste Freunde“ der Durchbruch als Schauspieler gelang, zeichnet den schwarzen Zirkuspionier grandios nach – und wird dabei kongenial vom zirkuserfahrenen Charlie-Chaplin-Enkel Thiérrée unterstützt. Regisseur Zem erzählt die Geschichte zweier Künstler als ziemlich realistischen Historienbogen, der nichts verkitscht oder sentimentalisiert.