Servus TV befindet sich im siebenten Jahr seines Bestehens – und würden alle Österreicher, die das Programm laut einer Umfrage von "TV Media" mit der Schulnote "Sehr gut" beurteilen, den Sender auch einschalten, wäre Didi Mateschitz’ Heimatkanal frei von sämtlichen Problemen. 23 Prozent gefällt das Programm des Salzburger Privatsenders ausgezeichnet. Der Marktanteil lag im März jedoch nur bei 1,5 Prozent. Zum Vergleich: ORF eins kommt auf 12,5 Prozent, Puls 4 auf 3,2 Prozent. Und selbst der vielen gänzlich unbekannte Spartenkanal Sat 1 Gold hält bei einem Prozent.

Dass die Marktanteile bei Servus TV sukzessive in lichte Höhen klettern werden, war natürlich stets unrealistisch. Selbst in der Zentrale in Fuschl am See glaubte daran niemand. Aber mit einer solchen Stagnation hat keiner gerechnet. Im März ging der Marktanteil sogar leicht zurück – trotz täglicher ganzseitiger Werbung in einer großen Tageszeitung.

Konsequenzen

Von Generalmanager Martin Blank hat man sich kürzlich getrennt, neuer Senderchef ist Ferdinand Wegscheider. Der interimistische Programmleiter Matthias Hartmann darf sich künftig "im Red Bull House auf die Entwicklung neuer Formatideen für Red Bull TV und Servus TV konzentrieren", heißt es in einer Aussendung. Konkreter wird man nicht, ein echter Aufstieg sähe für den Ex-Burgtheater-Intendanten (2009 – 2014) aber wohl anders aus. Der neue Senderboss, bislang Leiter des Ressorts "Information und Aktuelles", sorgte zuletzt mit seinem provokanten wöchentlichen Kommentar-Format "Der Wegscheider" für Diskussionen. Einige Kritiker warfen ihm FPÖ-nahe Meinungsmache vor. Servus TV spricht von "subjektiver Meinung" mit Augenzwinkern.

Österreichs beste Sportdiskussion:
Österreichs beste Sportdiskussion: "Sport & Talk im Hangar-7" © Servus TV

Aber wo liegen die Schwierigkeiten von Servus TV und wo die Chancen? Der Sender hat zwar hervorragende und prämierte Eigenformate wie "Sport und Talk im Hangar-7" (montags), "Terra Mater" (mittwochs), "Talk im Hangar-7" (donnerstags), "Quizmaster" (werktags, 19.35 Uhr), die Rennen des Moto GP und im Winter die "Servus Hockey Night". Aber wofür steht Servus TV sonst? Die genannten Talkformate sind seit Jahren verlässliche Programmanker, ebenso wie "Terra Mater". Aber was läuft eigentlich zur Primetime am Dienstag, Donnerstag, Samstag und Sonntag? Hier fehlen eine klare Programmfarbe, Unverwechselbarkeit und Verlässlichkeit. Zudem würde eine etwas offensivere Vermarktung der "Terra Mater"-Dokus wirken und könnte die guten Quoten weiter verbessern. Immerhin freuten sich die "Terra Mater Factual Studios" erst am 20. April über fünf goldene, vier silberne und zwei bronzene Trophäen bei den "New York Festivals" für Fernsehen und Film.

"Terra Mater", die viel prämierte Doku-Reihe © Servus TV

Das Frühstücksfernsehen "Servus am Morgen" (werktags von 6 bis 9 Uhr) wird zwar mit Feuereifer und Liebe gestaltet, läuft aber Gefahr, zwischen "Cafe Puls" auf Puls 4 und neuerdings "Guten Morgen Österreich" im ORF aufgerieben zu werden. Die Quote war nie gut, inzwischen schalten aber an manchen Tagen nicht einmal 10.000 Österreicher ein. Wenig zufriedenstellend ist auch die Aufnahme des Magazins "Servus Krone", das in der gefürchteten TV-Todeszone (dem Vorabend) weder für Quote noch für Relevanz sorgt.

In Sachen Eishockey hat Servus TV seine Alleinstellung eingebüßt. In Deutschland verlor man die Übertragungsrechte an Sport 1 – und das, obwohl Mateschitz' Konzern mit Red Bull München den amtierenden Meister sein Eigen nennt. In Österreich teilt man die Rechte ab Herbst mit Sky. Dafür sicherte sich Servus TV die Rechte an den packenden Rennen der Moto GP-Klasse. Und dieser Coup macht langsam die Runde: Das Rennen in Jerez am Sonntag sahen immerhin 80.000 Motorsportfans.

Moto GP läuft seit heuer bei Servus TV
Moto GP läuft seit heuer bei Servus TV © APA/AFP/Quicler

Servus TV gibt sich zu Plänen, Quoten und Gerüchten traditionell bedeckt. Aktuell ist das besser nachvollziehbar als sonst: Der neue Senderchef Ferdinand Wegscheider soll die nötige Einarbeitungszeit bekommen. Man ersucht aber ohnehin stets routinemäßig um "Verständnis, dass wir grundsätzlich keine Prognosen abgeben und uns auch zu Spekulationen nicht äußern möchten".

Weiter warten heißt es jedenfalls auf den vom Konzern geplanten globalen Sender Red Bull TV. Erhoffter Starttermin für den Kanal mit Extremsport, Musik, Abenteuer und Heimat war Oktober 2016, unlängst wurde eine Verschiebung um ein halbes Jahr publik. Auslöser sollen Schwierigkeiten mit der Lizenzierung in den einzelnen Märkten sein. Kommentieren möchte man auch das nicht, lässt aber zumindest wissen: "Der gesamte Medienmarkt entwickelt sich rasant in die digitale Richtung. Wir sind heute schon auf mehr oder weniger allen digitalen Verbreitungsformen verfügbar, sehen dort auch unseren Schwerpunkt und entwickeln Red Bull TV konsequent weiter."