Christian Kolonovits hat für die Premiere am Samstagabend verschiedene Schlager aus dem Oeuvre des 1961 verstorbenen Heymann neu arrangiert. Er kleidet dazu die Herren des Bühnenorchesters der Wiener Staatsoper in weiße Sakkos und verleiht dem musikalischen Medley vom Pult aus Big-Band-Charakter.

Es ist das Verdienst von Hausherr Robert Meyer, der als Intendant auch die Regie und die Rolle des Konferenz-Conferenciers Metternich übernommen hat, dass "Der Kongress tanzt" nicht zur Nummernrevue verkommt, sondern eine narrative Stringenz aufweist. Schließlich orientiert man sich bei der Handlung an Erik Charells gleichnamiger Tonfilmoperette.

Auch beim Tempo bleibt man filmisch. Mittels Drehbühne bei gleichbleibendem Bühnenhintergrund gelingt es, die Figuren wie Uhrenmännchen in hoher Geschwindigkeit auf- und abtreten zu lassen, ohne Zeit mit Umbauten zu verschwenden. Thematisch belässt Meyer den Gipfelklamauk dabei weitgehend in der Zeit des Wiener Kongresses, den man etwas nach dem 200-Jahr-Jubiläum würdigt, das im Vorjahr begangen wurde.

Auf angestrengte Aktualisierung verzichtet der Abend, was kleine Seitenhiebe auf die Istzeit nicht ausschließt, wenn etwa der Wiener Bürgermeister Schnurrbart und meist einen weißen Spritzer trägt und sich beim Heurigen mit einer griechisch anmutenden Dame mit grauen Strähnen unterhält. Auch ist viel von Fiskaldisziplin und Standortpolitik durch das Kongresswesen die Rede - ganz abgesehen vom Abhören der politischen Freunde und Feinde. Der Kongress tanzt und ist verwanzt.

Und was der Metternich'sche Überwachungsstaat zu hören bekommt, kann sich durchaus sehen lassen. Sopranistin Anita Götz präsentierte sich in der Rolle der Handschuhverkäuferin Christel als würdige Nachfolgerin von Lilian Harey, während ihr Boris Eder als Zar Alexander auch stimmlich sehr solide den Hof macht. Für den Wienerliedklassiker "Das muss ein Stück vom Himmel sein" wurde mit Agnes Palmisano sogar eine der prominenten Vertreterinnen der neuen Generation als Dudlerin verpflichtet.

Zum Weghören ist allerdings die angesichts der vielsprachigen Kongressgesellschaft eingesetzte Dialektimitation zwischen sächsischem König, französischem Gesandten oder britischem Vertreter. Das hier ohnedies schon überschaubar authentische Niveau wird auch noch beständig unterschritten, indem die Akteure für ganze Sätze ihre Mundart vergessen.

Ansonsten bleibt die Prognose angesichts des umjubelten Abends, dass diesem Kongress noch eine lange Laufzeit im Volksopern-Spielplan beschieden sein dürfte. "Das gibt's nur einmal. Das kommt nicht wieder" gilt hier wohl nicht, um den bekanntesten Titel aus dem Stück zu zitieren.