Der Regisseur des Samstagabend bei der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichneten Dokumentarfilms "Fuocoammare", Gianfranco Rosi, hat die jüngsten Grenzmaßnahmen Österreichs kritisiert. "Das was an der österreichischen Grenze geschieht, ist eine Schande. Österreich verschließt sich und das ist kein großes Beispiel", sage Rosi laut "Corriere della Sera". "Es gibt physische und mentale Grenzen. Wenn Europa nicht den Weg zu einer übernationalen Politik schafft, wird das das Ende sein", sagte der Regisseur in der Mailänder Tageszeitung.

Schonungslose Bilder

In seinem Film erzählt Rosi in teils schonungslosen Bildern vom Flüchtlingselend im Mittelmeer. "Dieser Film ist keine Reportage, er ist ein politischer Film, der Europa zu seiner Verantwortung aufruft. Daher hat er wahrscheinlich eine derart starke Resonanz erhalten. 20 Jahre lang hat Italien in totaler Einsamkeit mit den Flüchtlingsankünften umgehen müssen", so Rosi. Für die Zeitung hat "Fuocoammare" (deutsch: Feuer auf See) in Berlin "mit seiner Kraft, seine Ehrlichkeit, seinem Mitgefühl und seiner Leidenschaft gewonnen.

Rosi siegte mit seinem Filmkonzept, wonach der Regisseur ein Zeuge der Ereignisse sein muss. Das ist die große Lehre des italienischen Films, der nicht nur Entertainment ist, sondern vor allem einen Sinn sucht."

Der Film läuft auf zwei Schienen: Das Leben der Inselbewohner und jener der Migranten, die sich nie wirklich begegnen. "Es ist schwierig eine Beziehung aufzubauen. Die Migranten landen nachtsüber von den Schiffen, die sie gerettet haben und werden in ein Flüchtlingslager gebracht. Nach drei Tagen müssen sie wieder weg. Doch die Bewohner Lampedusas sind offen. Lampedusa ist eine Insel von Fischern und Fischer akzeptieren all das, was vom Meer kommt", berichtete Rosi.

Italien ist stolz auf Rosi

Den Preis widmete er all jenen Menschen, die es nicht geschafft haben, auf Lampedusa anzukommen, "der Insel der Hoffnung", sagte der Regisseur bei der Gala im Berlinale-Palast. Rosi ist ein bekannter Autor von Dokumentarfilmen. 2013 erhielt er für sein Werk "Das andere Rom - Sacro GRA" bereits den Goldenen Löwen der Filmfestspiele Venedig. In diesem Dokumentarfilm geht es um das Leben der Menschen entlang des römischen Autobahnrings GRA.

Gratulationen erhielt Rosi auch vom italienischen Kulturminister Dario Franceschini: "Der Preis an Rosi erfüllt uns mit Stolz und zeigt die Lebendigkeit des italienischen Kinos, das hochaktuelle Geschichten mit Poesie und Schonungslosigkeit erzählen kann", erklärte der Minister in Rom. Rosis Dokumentation rüttele die Welt auf und erinnere an die Notwendigkeit, dem Flüchtlingsdrama gemeinsam und menschlich zu begegnen, so Franceschini.

Italiens Premierminister Matteo Renzi twitterte: "Berlin ehrt Gianfranco Rosi, sein Talent und die Poesie seiner Flüchtlingsgeschichte Fuocoammare. Stolz."