Erwin Steinhauer, Jahrgang 1951, hat sich nach seinen Anfängen als Kabarettist zu einem grandiosen Menschendarsteller entwickelt. Unvergessen sein Helge in Thomas Vinterbergs „Das Fest“ vor neun Jahren am Theater in der Josefstadt. Nun spielt er wieder einen Vater, aber keinen, der sein Kind missbraucht hat, sondern einen, der an Alzheimer erkrankt ist. Die Titelfigur im 2012 in Paris uraufgeführten und später mit dem Theaterpreis „Moliere“ ausgezeichnetem Stück „Vater“ des französischen Dramatikers und Romanciers Florian Zeller. Alexandra Liedtke lieferte eine zutiefst bewegende Inszenierung in den Kammerspielen ab.

Raffinierte Verschachtelung

Zellers dramaturgischer Trick besteht darin, dass er die 15 Szenen dieser tragischen Farce nicht linear ablaufen lässt, sondern raffiniert ineinander verschachtelt und sie aus der Perspektive des Betroffenen zeigt. Steinhauer spielt diesen Erkrankten als einen Menschen, der nicht weiß wie ihm geschieht. Er kann charmant sein, aber auch seiner Tochter (großartig Gerti Drassl) versuchen einzureden, dass nicht er, sondern sie einen Arzt braucht. Dafür setzt er Witz ein, Sarkasmus, zeigt sich entsetzt über die Dinge, die sein weiteres Rundherum (Therese Lohner, Eva Mayer, Oliver Huether, Martin Niedermair) über ihn behauptet. Es fasst es nicht, was mit ihm los ist. Das Vertraute, Gewohnte zerrinnt ihm zwischen den Fingern. Die Welt wird ihm fremd, er fällt zurück in eine kindliche Fassungslosigkeit, die ihm nur einen Wunsch offen lässt: „Mama, ich will weg von hier. Ich will nach Hause.“ Begeisterter Schlussapplaus.“

Vater.Von Florian Zeller. Kammerspiele, Rotenturmstraße 20, 1010. Wien. Termine: 16., 17., 22., 27., 28. Februar, 11., 12., 13., 31. März. Karten: 01/ 42 700-300 www.josefstadt.org