Der Großen Schauspielpreis der Diagonale wird heuer zum neunten Mal verliehen, wobei sich unter den bisher Geehrten Größen wie Senta Berger oder Josef Hader finden. Die Preisskulptur besteht dabei aus einem Werk der jungen Wiener Künstlerin Anna Paul.

Erni Mangold zählt heute mit ihrem trockenen Humor und ihrem ungeschönten Mundwerk zu den prägenden Charakterdarstellern der Bühne und der Leinwand. In bis dato über 80 Fernseh- und Kinofilmen wirkte die gebürtige Niederösterreicherin mit.

Erni Mangold wurde am 26. Jänner 1927 in Großweikersdorf geboren. Nach der Ausbildung an der Wiener Schauspielschule Krauss spielte sie von 1946 bis 1956 im Wiener Theater in der Josefstadt. Wie sie dabei einerseits als "Sexerl" Karriere machte, andererseits ihre Abwehrtechniken bei den häufigen Zudringlichkeiten ("Die Männer waren hinter mir her, dass es ein Graus war") verfeinerte und sich dennoch an der Seite von Helmut Qualtinger oder Ernst Haas mit Verve ins Wiener Nachtleben stürzte, schildert sie in "Lassen Sie mich in Ruhe" ausführlich.

1956 ging sie für acht Jahre ans Deutsche Schauspielhaus Hamburg unter Gustaf Gründgens, danach ans Düsseldorfer Schauspielhaus unter Karlheinz Stroux. Zwischen 1965 und 1972 folgten weitere Engagements in Deutschland, der Schweiz und Österreich. Parallel dazu entdeckte Mangold ihre Liebe zum "alternativen" Theater. So trat sie etwa in der Wiener "Kulisse" auf, ehe sie 1981 von Hans Gratzer an das Wiener Schauspielhaus geholt wurde, später war sie die Entdeckerin des Dramatikers Werner Schwab.

Als "spezieller rarer Frauentyp" wurde die facettenreiche Künstlerin, die bereits 1972 mit der Kainz-Medaille ausgezeichnet wurde, 1999 bei ihrer Ernennung zur Kammerschauspielerin gewürdigt. Neben eher klassischen Rollen wie der Marthe Schwerdtlein im "Faust", der Lady Macbeth oder der Frau Muskat im "Liliom", empfahl sich Mangold auch als grandiose Spezialistin fürs Skurrile wie in "Arsen und alte Spitzen" oder für eigenwillige Kunstfiguren wie das alterslose "Schneewittchen" in Elfriede Jelineks "Prinzessinnendramen", das sie am Volkstheater mit schneidender Schärfe ausstattete. Dafür gab es 2005 den Skraup-Preis und den "Nestroy" als beste Nebendarstellerin. Im Vorjahr gab sie in den "Memoiren der Sarah Bernhardt" die berühmte französische Diva.

Neben ihrer Bühnenlaufbahn hat Mangold in weit über 100 Film- und Fernsehproduktionen mitgespielt, darunter Karl Hartls "Der Engel mit der Posaune" (1948), O.W. Fischers "Hanussen" (1955), Peter Patzaks "Kassbach" (1979) oder Richard Linklaters "Before Sunrise" (1995). Eine Institution wurde die Schauspielerin, die mit Heinz Reincke verheiratet war, auch als Lehrerin. Sie unterrichtete am Salzburger Mozarteum (wo etwa Volkstheater-Direktor Michael Schottenberg ihr Schüler war), der Wiener Schauspielschule Krauss und am Wiener Max Reinhardt Seminar, wo sie ab 1974 - zwischen 1983 und 1995 als ordentliche Hochschulprofessorin - den Nachwuchs ausbildete.

Seit vielen Jahren bewohnt Erni Mangold ein Bauernhaus im Waldviertel, seit acht Jahren an einer Adresse mit ihrem Namen. Die Gemeinde Sankt Leonhard am Hornerwald widmete ihr zu ihrem 80er den "Prof. Erni Mangold-Weg". "Ich bin stolz auf meine Auszeichnungen, aber das war für mich das schönste Geschenk. Einen eigenen Straßennamen kriegt man ja für gewöhnlich nur posthum", schreibt sie in ihrem Buch "Lassen Sie mich in Ruhe". Ruhestand kennt sie allerdings nicht: "Ich staune manchmal selbst, wie ich das alles schaffe. Schonen muss ich mich nicht für die paar Jahre, die da noch bleiben. Solange es mir gut geht, mach ich, was ich kann und will."