Der Bestsellerautor und frühere Fernsehmoderator Roger Willemsen ist tot. Er starb im Alter von 60 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung, wie sein Büro in Hamburg und der Verlag S. Fischer in Frankfurt am Montag bestätigten. Demnach war Willemsen bereits am Vortag in seinem Haus in Wentorf bei Hamburg gestorben.

Willemsen gehörte zu den bekanntesten deutschen Intellektuellen. Die Krebserkrankung war bei ihm im August vergangenen Jahres festgestellt worden - wenige Tage nach seinem 60. Geburtstag. Daraufhin sagte er alle öffentlichen Veranstaltungen ab.

Populär wurde Willemsen vor allem mit essayistischen Reisebüchern wie "Die Enden der Welt". Zuletzt landete er mit seinem Buch "Das Hohe Haus" (2014) einen Bestseller. Dafür hatte er ein Jahr lang das Geschehen im Bundestag von der Tribüne als Zuhörer verfolgt.

Roger Willemsen ist verstorben
Roger Willemsen ist verstorben © APA/Gaetan Bally

Im Fernsehen war Willemsen bereits ab 1991 für den Bezahlsender Premiere mit der Gesprächssendung "0137" zum Shootingstar in der Moderatorenwelt avanciert. Die Show galt als "Talk ohne Tabu", angesiedelt zwischen Politik und Boulevard.

Er führte mehr als 600 Interviews: Von Audrey Hepburn bis zu Palästinenserführer Arafat waren viele Prominente dabei - darunter auch ein Bankräuber. Sein Anspruch, "genau zu sein", und seine besonders einfühlsame Gesprächsführung machten ihn und sein Magazin preiswürdig. 1992 wurde Willemsen unter anderem mit dem Bayerischen Fernsehpreis ausgezeichnet. Im Jahr darauf erhielt er den Adolf-Grimme-Preis in Gold.

Nach seinem Wechsel zum ZDF nach Mainz moderierte er von 1994 bis 1998 "Willemsens Woche". Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" bezeichnete sein Format als "Muster für intelligente, wenn nicht gar intellektuelle Unterhaltung". Im Schweizer Fernsehen moderierte er den "Literaturclub". Mit seiner eigenen TV-Produktionsfirma "Noa Noa" produzierte und koproduzierte Willemsen Themenabende und Preisverleihungen.

Im Sommer 1996 lief im ZDF seine neunteilige Porträtreihe "Willemsens Zeitgenossen". Dafür traf der Journalist unter anderem Quincy Jones jr., Michel Piccoli, Vivienne Westwood, Philippe Starck und John Malkovich.