Seit kurzem ist sie auch noch Doyenne des Burgtheaters. Mehr geht nicht. Elisabeth Orth, erst jüngst für ihre Mitwirkung in Ewald Palmetshofers "die unverheiratete" mit einem Nestroy-Preis ausgezeichnet, feiert heute ihren 80. Geburtstag - auf der Bühne des Akademietheaters, wo ein "lyrischer Abend" mit dem Titel "Neunundsiebzig plus eins" Premiere hat.

"Sie beeindruckt durch ihr außerordentliches künstlerisches Schaffen, ebenso wie durch ihr großes Verantwortungsbewusstsein und ihre Haltung. Dabei ist vor allem ihr Einsatz gegen Fremdenfeindlichkeit und gegen jegliche Form von Diskriminierung hervorzuheben", hob Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) bei Orths Ernennung zur Doyenne hervor.

Eine Lichtgestalt

Der einstige Burgtheaterdirektor Klaus Bachler nannte sie "bestimmende Lichtgestalt und Hohepriesterin der Burg". Weitere Lobreden werden mit Sicherheit in den kommenden Tagen folgen. Geboren wurde Orth am 8. Februar 1936 in Wien als älteste jener drei Töchter (neben Christiane und Maresa Hörbiger), die allesamt erfolgreich in die Fußstapfen ihrer prominenten Eltern Paula Wessely und Attila Hörbiger treten sollten.

Adolf Hitler schickte ein Glückwunschtelegramm "zur Geburt des Stammhalters". In ihrem Buch "Märchen ihres Lebens" (1975) arbeitete Orth auch die NS-Vergangenheit ihrer Eltern auf. Sie selbst hatte sich der Bürde des großen Namens der Schauspielerdynastie Hörbiger entledigt und benutzt den Familiennamen ihrer Großmutter mütterlicherseits.

Nach ihrer Ausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar war sie unter anderem am Ulmer Theater engagiert, später auch an den Bühnen der Stadt Köln und am Bayerischen Staatsschauspiel München (1964-68 und 1971).

Seit 1973 ist sie festes Ensemblemitglied des Burgtheaters. Dazwischen war sie (1995-99) an der Berliner Schaubühne engagiert. An der Burg brillierte sie unter anderem in Inszenierungen von Achim Freyer, George Tabori, Peter Zadek oder Andrea Breth und beeindruckte stets mit ihrer Sprachkunst und der großen Wahrhaftigkeit ihrer Rollen-Gestaltungen.

60 Jahre auf der Bühne

In ihrer 60-jährigen Bühnenkarriere hat sie mit 76 Regisseurinnen und Regisseuren gearbeitet. Derzeit ist sie nicht nur in "die unverheiratete", sondern auch in den beiden Schmiedleitner-Inszenierungen "Engel des Vergessens" und "Die letzten Tage der Menschheit" zu sehen. Neben ihrem Bühnenengagement war die Schauspielerin, deren 1969 geborener Sohn Cornelius Obonya ebenfalls erfolgreicher Schauspieler wurde, auch für Film und Fernsehen tätig: So spielte sie in Michael Hanekes Zweiteiler "Lemminge" (1978) wie 2004 an der Seite von Ruth Drexel in "Die Heilerin".

Im Kino war sie unter anderem in Klaus Maria Brandauers "Georg Elser - Einer aus Deutschland" (1989) und in Stefan Ruzowitzkys preisgekröntem Heimatdrama "Die Siebtelbauern" (1997) zu sehen.

Aber auch abseits der Bühne erhob Orth immer wieder ihre Stimme und engagierte sich vor allem gegen Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit. Zu ihren Auszeichnungen zählen der Große Hersfeld-Preis, die Kainz-Medaille, der Grillparzer- wie der Liselotte-Schreiner-Ring, die Wiener Ehrenmedaille und das Wiener Goldene Ehrenzeichen.

Elisabeth Orth:
Elisabeth Orth: "Aus euch wird nie was. Erinnerungen", aufgez. von Norbert Mayer, Amalthea, 24,95 Euro © Amalthea

"Aus euch wird nie was", heißen ihre im Vorjahr im Amalthea Verlag erschienenen Erinnerungen Orths, die von "Presse"-Kulturredakteur Norbert Mayer aufgezeichnet wurden. Der Titel bezieht sich auf ein mahnendes Urteil der Mutter. In dem Buch gibt sie auch etwas über ihre drei Ehen Preis: Die erste mit einem Wiener Arzt "war nach sechs Wochen Geschichte", die zweite mit einem jungen Schauspieler in Ulm "wohl mehr eine karitative Aktion denn eine Ehe".

Mit dem Schauspieler Hanns Obonya war sie zehn Jahre glücklich verheiratet, ehe er 1978 56-jährig starb. Ihren 80er feiert Orth mit einer Festvorstellung von "Neunundsiebzig plus eins". "Texte fließen ineinander wie Träume, Zeitgenossen begegnen Klassikern, die Antike berührt die Gegenwart, Wehmut und Lächeln verschmelzen zu einem facettenreichen Bild", heißt es in einer Ankündigung. "Elisabeth Orth widmet sich der puren Dichtung, teilt ihre Freude am Spiel mit der Sprache. In ihrer Interpretation großer und kleiner Texte geht sie der Seele auf den Grund."

Festvorstellung:"Neunundsiebzig plus eins. Ein
lyrischer Abend von und mit Elisabeth Orth", Gestaltung und Regie: Reinhard Deutsch, Akademietheater, heute, 19.30 Uhr.