Der Karl-Böhm-Saal im Salzburger Festspielbezirk soll mit einer Erläuterungstafel ausgestattet werden, die auf die Rolle des Dirigenten in der NS-Zeit hinweist. Wie der "Kurier" am Montag berichtete, sei ein entsprechender Antrag vom Festspielkuratorium einstimmig angenommen worden. Böhm war im Gegensatz zu Herbert von Karajan kein NSDAP-Mitglied, er gilt aber als Profiteur des Dritten Reichs.

Beim Eingang

Das Festspieldirektorium vertrat die Meinung, dass der Saal aufgrund der "außergewöhnlichen künstlerischen Verdienste" des Dirigenten nicht umbenannt werden solle. Man habe dem Kuratorium jedoch vorgeschlagen, beim Eingang zum Saal eine Erläuterungstafel anzubringen - "analog zur Vorgehensweise der Stadt bei belasteten Straßennamen", wie Festspiel-Präsidentin Helga Rabl-Stadler erklärte. Auf der Tafel werde auf eine Internetadresse verwiesen, "wo in Deutsch und Englisch die Persönlichkeit Karl Böhms dargestellt wird als das, was er war: ein großer Künstler, aber politisch fatal Irrender".

In der Stellungnahme zur Entscheidung hieß es weiters: "Böhm war ein Profiteur des Dritten Reichs und arrangierte sich für die Karriere mit dem System. Sein Aufstieg wurde durch die Vertreibung jüdischer und politisch missliebiger Kollegen begünstigt." Aber er habe zumindest "keine antisemitischen Äußerungen getätigt".

Auftrittsverbot

Im April 1945 wurde Böhm (1894-1981), damals Direktors der Wiener Staatsoper, von den Alliierten wegen zu großer Nähe zum Nazi-Regime von seinem Posten entfernt und bis 1947 mit einem Auftrittsverbot belegt. Nach Böhm ist im Salzburger Stadtteil Parsch auch ein Gehweg benannt. Laut dem Online-Lexikon "Salzburg Wiki" stand der Dirigent bei den Salzburger Festspielen insgesamt 338 Mal am Pult.