Für den in der Führung eines großen Theaterbetriebs unerfahrenen Kircher beginnt 2016 jedenfalls mit einer dreimonatigen Einarbeitungsphase. Seinen mit jährlich 200.000 Euro dotierten Spitzenjob tritt er mit 1. April an. Während man im Wien Museum rasch einen neuen kaufmännischen Chef finden muss, haben Besucher noch das ganze Jahr Zeit, vom Oswald-Haerdtl-Bau in seiner jetzigen Ausprägung Abschied zu nehmen: 2016 soll erst das Flächenwidmungsverfahren stattfinden, die umbaubedingte Schließung ist erst für 2017 geplant.

Bei einem anderen Museumsbauprojekt sollten 2016 entscheidende Weichenstellungen passieren: Bis Jahresmitte soll das Gesamtkonzept für das geplante Haus der Geschichte samt Heldenplatzadaption (inkl. Garage sowie Tiefspeicher für Nationalbibliothek und Universitäten) stehen, damit die Planungen und Ausschreibungen vorangetrieben werden können. Vor allem aber ist eine exakte Kostenschätzung und ein dazugehöriger Finanzierungsplan ausständig. Zuletzt stand eine Summe von bis zu 140 Mio. Euro im Raum.

Exakt zum Halbjahr 2016 werden die Weichen für die Kunsthalle Krems neu gestellt: Für die Generalsanierung, die im Zuge der Bauarbeiten des neuen Kunstmuseums auf der Kunstmeile Krems geplant ist, wird das Haus, das ab 1. Juli von Florian Steininger geleitet wird, geschlossen. Die Wiedereröffnung ist für den Frühsommer 2017 geplant.

Im Herbst 2016 könnte es dann auch für das Wiener Künstlerhaus soweit sein: Der im Zusammenhang mit dem Einstieg des Industriellen Hans Peter Haselsteiner geplante Umbau des Gebäudes dürfte laut Geschäftsführer Peter Zawrel zwei Jahre in Anspruch nehmen. Die Wiedereröffnung ist am 1. September 2018 um 150-Jahr-Jubiläum geplant. Womit sich bereits jetzt ein heißer Kunstherbst 2018 abzeichnet, soll doch auch das "Haus der Geschichte" im November 2018 zum 100. Geburtstag der Republik eröffnet werden. Und die Albertina, von der die Bespielung eines Künstlerhaus-Stockwerks programmiert werden soll, plant eine große Monet-Schau. Auch die Entscheidung über die Zukunft der TBA21 in Wien könnte 2016 fallen - der Vertrag für das Atelier Augarten läuft bis Ende 2017.

Das neue Jahr bringt eine neue Gretchenfrage für Kulturinstitutionen: Sind sie gemeinnützig oder nicht? Die Anerkenntnis ihrer Gemeinnützigkeit erspart ihnen nämlich die Anhebung der Mehrwertsteuer auf ihre Tickets von 10 auf 13 Prozent. Und Steuerbefreiung winkt privaten Kultursponsoren - vorausgesetzt die von ihnen unterstützte Institution wird bereits vom Bund oder von einem Bundesland gefördert, eine Regelung, die bereits teils heftig kritisiert wurde. Auch neue Auszeichnungen bringt das neue Jahr: 2016 sollen auf der Buch Wien erstmals ein Österreichischer Buchpreis sowie ein Buchhandelspreis vergeben werden.

Die Personalia sind 2016 minder spannend. Bei den Salzburger Festspielen absolviert Sven-Eric Bechtolf sein letztes Jahr als Festivalleiter, danach übernimmt Markus Hinterhäuser, der Schauspielchefin Bettina Hering mitbringt. Die Nachfolge-Rochaden stehen längst fest: Tomas Zierhofer-Kin folgt auf Hinterhäuser bei den Festwochen, Marie Rötzer auf Hering im Landestheater Niederösterreich und Thomas Edlinger seinerseits auf Zierhofer-Kin beim Donaufestival. Interessanter ist da schon, ob sich, wenn die Festspiel-Präsidentschaft ausgeschrieben wird, Langzeitchefin Helga Rabl-Stadler erneut bewirbt. Während 2016 mit einer Fülle von Veranstaltungen die 200-Jahr-Zugehörigkeit Salzburgs zu Österreich gefeiert wird, könnte sie beim 100-Jahr-Jubiläum der Festspiele 2020 ebenfalls noch mit dabei sein wollen.

Die neue Diagonale-Leiter Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber können im März erstmals zeigen, was sie können, der neue Wien-Modern-Chef Bernhard Günther hat seine Feuertaufe im Herbst zu bestehen. Zu Jahresbeginn ist die Peter-Pakesch-Nachfolge im Kunsthaus Graz zu entscheiden, deren Bewerbungsfrist noch bis 31. Dezember läuft. Soeben neu ausgeschrieben wurde die Leitung des MAK, das ab 1. September 2016 eine Doppelspitze aus wissenschaftlicher und kaufmännischer Geschäftsführung erhalten wird. Ähnliches wird ein halbes Jahr später vermutlich das Belvedere betreffen. Die Wiederbestellung der beiden Direktoren Christoph Thun-Hohenstein und Agnes Husslein-Arco ist überaus wahrscheinlich.

Der Vertrag von Veronica Kaup-Hasler als Intendantin des "steirischen herbst" läuft ebenso bis 2017 wie jener von Nicolaus Schafhausen in der Kunsthalle Wien, weswegen 2016 eine Neuausschreibung erfolgen müsste. Die Ausschreibung der Jobs der VBW-Spartenleiter Christian Struppeck (Musical) und Roland Geyer (Theater an der Wien) werde noch heuer erfolgen, hatte es stets geheißen. Viel Zeit hat die Stadt Wien dafür nicht mehr. Und auch die Neubesetzung von Kupferstichkabinett und der derzeit interimistisch von Michaela Fleischer geleiteten Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste ist überfällig.

An großen Jubiläen bietet 2016 vor allem den 100. Todestag von Kaiser Franz Joseph am 21. November, der u.a. mit einer großen Ausstellung an vier Standorten begangen wird - im Schloss Schönbrunn, in der Wagenburg, im Hofmobiliendepot und auf Schloss Niederweiden. Die 400. Todestage von Miguel de Cervantes (22. April) und William Shakespeare (23. April) werden die Literaturwelt beschäftigen, 500 Jahre sind seit dem Tod der großen Maler Hieronymus Bosch und Giovanni Bellini vergangen. Deutlich kleinere Jubiläen feiern drei Wiener Bühnen: Der Stadtsaal feiert fünften Geburtstag, das TAG zehnten und das Theater an der Wien seinen 10. Jahrestag der Wiedereröffnung als Opernhaus.