The Leisure Society - The Fine Art Of Hanging On

Wir starten in Großbritannien und geben uns einer Band hin, die gerne als europäische Antwort auf die Fleet Foxes gesehen wird. Indie-Folk par excellence, wenngleich die Inspiration für das wundervolle Album "The Fine Art of Hanging On" - der Krebstod eines Freundes von Bandleader Nick Hemming - traurigen Ursprungs ist.

Ryan Adams - All You Had To Do Was Stay

Schon mit Whiskeytown bekam Ryan Adams in den späten 1990er-Jahren einen Major-Label-Vertrag, so richtig in Fahrt kam die Karriere des US-Amerikaners aber als Alleinunterhalter. Nach vielen beeindruckenden Werken, auch mit den Cardinals, veröffentlichte Adams heuer mit "1989" ein famoses Cover von Taylor Swifts gleichnamigen Hit-Album.

Dave Gahan & Soulsavers - All of This and Nothing

Dave Gahan ist nichts für Konsensorientierte. Entweder liebt man Habitus und Gesang des Depeche-Mode-Frontmans oder man verabscheut beides. Erstere Gruppe sollte sich dringend mit den Solo-Ambitionen des 53-Jährigen auseinandersetzen. Gemeinsam mit dem britischen Produzenten Rich Machin (Soulsavers) widmet sich Gahan in seinem aktuellsten Werk - nonanet - menschlichen Existenzfragen und anderen Tiefsinnigkeiten.

Tocotronic - Rebel Boy

Neues gab es 2015 auch von Hamburgs Perle. Tocotronics Studioalbum Nummer 11, nach dem weißen vor ein paar Jahren setzt man nun auf das rote Cover, besticht mit Tempo und vielen, vielen Liebessongs. Auch wenn politische Botschaften diesmal trotz (oder gerade wegen) des Veröffentlichungstermins am 1. Mai nur verdeckt transportiert werden, darf ein wenig Rebellion nicht fehlen: "Rebel Boy" als aktuellstes Meisterwerk des mittlerweile 40-jährigen Dirk von Lowtzow.

Beirut - No No No

Yes, Yes, Yes zum neuesten Werk des Indiefolk-Kollektivs Beirut. Besonders erfreulich ist die Veröffentlichung, da ein Weiterbestehen der Vielseitigkeits-Virtuosen lange als fraglich galt. 2008 und nach ersten Erfolgen brach Mastermind und Balkan-Sound-Liebhaber Zach Condon völlig überraschend und überfordert die Tour ab, ein verlangsamter Veröffentlichungsritus war die Folge.

Sleater-Kinney - Surface Envy

Eine amerikanische Autobahnausfahrt markiert die "Sleater Kinney Road", zurück in die Spur fand heuer das gleichnamige musikalische Trio rund um Frontfrau Corin Tucker. Anfang der 1990er noch lauter Vorreiter der feministischen Riot-Grrrl-Bewegung, kam 2006 das betrauerte Band-Aus. Neun Jahre später reichen dem famosen Comeback-Album "No Cities To Love" 33 Minuten für zehn kraftvolle Ausrufezeichen.

Courtney Barnett - Nobody Really Cares

"Immer clever und wohldosiert wütend" seien die Songs der 28-jährigen Australierin Courtney Barnett, heißt es in einer der vielen überschwänglichen Album-Kritiken. Tatsächlich setzt sich Barnetts Debüt "Sometimes I Sit and Think, and Sometimes I Just Sit" mit alltäglichsten Problemstellungen außergewöhnlich leichtfüßig auseinander. Lieder schreibe sie nur über Dinge, die ihr tatsächlich passiert sind, erzählt die Vegetarierin gerne. Wir werden dem Leben Barnetts weiter aufmerksam folgen.

Keith Richards - Robbed Blind

"Ich hatte genug von den schreienden Mädels". Keith Richards Selbsterklärungsversuche kann man ernst nehmen, muss man aber nicht. Welcher Antrieb es auch war: Die dritte Solo-Platte des Rolling-Stones-Urgesteins, "Crosseyed Heart", ist zweifelsohne gelungen. Auch weil gut dosierte Reduziertheit oft gleichbedeutend mit viel Emotion steht - wie die von Akustik-Gitarren getragene Nummer Robbed Blind eindrucksvoll beweist.

Keith Richards via Open Spotify

Father John Misty - Chateau Lobby #4

Einer der aufregendsten Protagonisten des Musik-Jahres 2015 kommt aus Rockville, Maryland. In Nordamerika füllt Joshua Tillman aka Father John Misty schon länger Konzerthallen, in Europa kommt der stets zwischen Gesang und Erzählung Pendelnde erst langsam an. Eine heitere Single-Empfehlung neben der großartigen "Chateau Lobby": Die Sarkasmus-Ballade "Bored in the USA".

Villagers - Courage

Das Aufscheinen von irischen Singer-Songwritern hat in den alljährlichen Bestenlisten gute Tradition. Heuer verhaltensauffällig im positivsten Wortsinne: der ehemalige Kopf von Nachwuchshoffnung The Immediate, Conor O'Brien. Ein Höhepunkt des Albums "Darling Arithmetic" ist die Sehnsuchts-Hymne "Courage". Hörhinweis: Licht abdrehen, Kopfhörer aufsetzen, gut zuhören - und tief eintauchen.

Yo La Tengo - Friday I'm in Love

1990 brachte die Truppe aus New Jersey das semantisch brandaktuelle Album "Fakebook" auf den Markt, bis heute zählen die Gefühlsfanatiker Yo La Tengo zur Avantgarde - textlich wie musikalisch.

"Friday I'm in Love", der Abschluss dieser Liste, soll gleichzeitig Link ins Jahr 2016 sein: Dann wird nämlich der Urheber des Yo-La-Tengo-Covers, Mister Lipstick Robert Smith, mit seinen Cure Österreich rocken.

Zeitlos

Lemmy Kilmister (1945 - 2015)
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